Der afrikanische Krallenfrosch kann mit Sensoren auf seiner Haut sogar im Dunkeln genießbare von ungenießbaren Insekten unterscheiden. Die Frösche trainieren dieses System bereits als Jungtiere mithilfe ihrer Augen. So können die Amphibien dann als Erwachsene ohne ihre Augen in der Dunkelheit jagen. Wie die Speicherung dieser Fähigkeit im Gehirn genau abläuft, haben Physiker von der Technischen Universität in München in einem mathematischen Modell nachvollzogen.
Krallenfrösche haben etwa 180 spezialisierte Rezeptoren auf ihrer Hautoberfläche, mit denen sie feine Unterschiede in der Bewegung des Wassers wahrnehmen. Fallen Insekten ins Wasser, so nehmen die Frösche die Wellen wahr und bestimmen je nach Frequenz, ob es sich um ein essbares Beutetier handelt. Die Wissenschaftler wussten bereits aus früheren Studien, dass Frösche, deren Augen entfernt worden waren, genauso gut jagen wie ihre unversehrten Artgenossen. Wurden den Tieren die Augen allerdings schon als Kaulquappen entfernt, so waren sie als Erwachsene schlechtere Jäger.
Die Schlussfolgerung der Forscher: Die Frösche brauchen als Jungtiere die Augen, wenn sie ihr Hautsinnessystem trainieren. Sie jagen in dieser Zeit in der Dämmerung, um ihre Beute sowohl zu sehen als auch zu fühlen. Dabei werden diese beiden Sinneseindrücke im Gehirn verbunden und auf die gleiche Art gespeichert. Hat ein Frosch sein Hautsinnessystem trainiert, dann kann er problemlos in der Dunkelheit auch ohne Augen jagen. „Der Frosch fühlt das Gleiche, ob er die Beute sieht oder die Schwingungen spürt“, sagt der Forscher Martin Lingenheil.
New Scientist (27. August, S. 13)
ddp/wissenschaft.de ? Eva Maria Marquart