Sowohl Gruppengrößen als auch das Repertoire an Lauten unterschieden sich zwischen den einzelnen Arten extrem, entdeckten die Forscher. Sie fanden jedoch einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Anzahl bekannter Lautäußerungen und der Gruppenstruktur: In großen Gruppen verwenden die Primaten durchschnittlich deutlich mehr verschiedene Laute als in kleinen Gruppen. So kennen Bärenmakis, die entweder als Einzelgänger oder als Paar leben, beispielsweise nur zwei verschiedene Lautäußerungen. Bonobos dagegen bilden Gruppen von mehr als 120 Tieren und verwenden 38 unterschiedliche Laute zur Kommunikation. Auch die Zeit, die die Affen mit Lausen verbrachten, war bei Arten mit komplexerer Sprache höher.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Kommunikation mit Lauten zweifellos eine Schlüsselrolle in der Evolution des Sozialverhaltens spielt, schreiben die Wissenschaftler. Ob jedoch ein besseres Kommunikationssystem die Bildung größerer, komplexerer Gruppen erleichtert oder ob vielmehr eine komplizierte Gesellschaftsstruktur eine bessere Kommunikationsform nötig macht, bleibt bislang offen. Die Wissenschaftler hoffen, auf Basis ihrer Ergebnisse auch die einzigartige Evolution der menschlichen Sprache besser verstehen zu lernen.
Karen McComb (Universität von Sussex, Brighton), Stuart Semple (Roehampton-Universität, London): Proceedings of the Royal Society: Biology Letters (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2005.0366)