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Ungebetene Gäste in der Wiege des Menschen

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Ungebetene Gäste in der Wiege des Menschen
Die Tuberkulose ist weit älter als bislang angenommen: Die Erreger tauchten wahrscheinlich nicht erst vor 20.000 bis 35.000 Jahren auf, sondern entstanden aus einem Vorläufer, der schon vor etwa drei Millionen Jahren existierte. Das hat ein französisches Forscherteam bei einem Vergleich des Erbguts verschiedener Stämme von Tuberkelbakterien entdeckt. Damit ist Tuberkulose sogar älter als andere Krankheiten wie Pest, Typhus oder Malaria und könnte bereits die frühen Vorfahren des Menschen gequält haben.

Tuberkulose ist eine Infektionserkrankung, die hauptsächlich die Lunge befällt und jedes Jahr weltweit etwa drei Millionen Todesopfer fordert. Es gibt mehrere Erregerstämme, die jedoch alle nahe verwandt sind und zum so genannten Mycobacterium tuberculosis complex gehören. Da sich das Erbgut der verschiedenen Stämme extrem ähnelt, gingen Wissenschaftler bislang davon aus, dass sich die heute existierenden Tuberkelbakterien erst vor etwa 20.000 bis 35.000 Jahren entwickelten. Als ältester Repräsentant der Tuberkelgruppe gilt dabei ein selten vorkommender Stamm aus Ostafrika, dessen Kolonien sich im Aussehen von denen der anderen Bakterien unterscheiden.

Als die Wissenschaftler um Cristina Gutierrez nun jedoch das Erbgut des afrikanischen Stammes und das anderer Tuberkulose-Erreger analysierten, erlebten sie eine Überraschung: Die afrikanischen Bakterien gehören zu einer mittlerweile praktisch ausgestorbenen, großen und vielfältigen Gruppe tuberkelartiger Mikroben ? den Vorfahren der anderen heute lebenden Tuberkelbakterien. Innerhalb dieser Gruppe gab es nach den Ergebnissen der Forscher so viele genetische Variationen, dass die Bakterien etwa zur Zeit der ersten Frühmenschen vor 2,6 bis 2,8 Millionen Jahren in Afrika aufgetaucht sein müssen. Seitdem haben sie sich parallel mit dem Menschen entwickelt, bis vor etwa 35.000 Jahren alle bis auf einige wenige Stämme ausstarben. Aus einem dieser Stämme gingen dann die heute lebenden, genetisch praktisch identischen Varianten hervor.

Alle bislang bekannten, heute noch existierenden Tuberkelbakterien, die der alten Gruppe zugeordnet werden können, stammen aus Ostafrika ? der Region, wo höchstwahrscheinlich auch die ersten Vorfahren des modernen Menschen lebten. Die Forscher schätzen, dass die Erreger von dort aus zusammen mit dem Menschen die ganze Welt kolonisiert haben. Diese These werde auch von der Verteilung der genetischen Vielfalt gestützt, die innerhalb Afrikas sehr viel größer sei als überall sonst, berichten die Wissenschaftler. Sie hoffen, mithilfe ihrer Erkenntnisse neue Strategien gegen die häufig tödliche Tuberkulose entwickeln zu können.

Cristina Gutierrez (Institut Pasteur, Paris) et al.: PLoS Pathogens (Bd. 1, S. e5)

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