Als die Wissenschaftler um Cristina Gutierrez nun jedoch das Erbgut des afrikanischen Stammes und das anderer Tuberkulose-Erreger analysierten, erlebten sie eine Überraschung: Die afrikanischen Bakterien gehören zu einer mittlerweile praktisch ausgestorbenen, großen und vielfältigen Gruppe tuberkelartiger Mikroben ? den Vorfahren der anderen heute lebenden Tuberkelbakterien. Innerhalb dieser Gruppe gab es nach den Ergebnissen der Forscher so viele genetische Variationen, dass die Bakterien etwa zur Zeit der ersten Frühmenschen vor 2,6 bis 2,8 Millionen Jahren in Afrika aufgetaucht sein müssen. Seitdem haben sie sich parallel mit dem Menschen entwickelt, bis vor etwa 35.000 Jahren alle bis auf einige wenige Stämme ausstarben. Aus einem dieser Stämme gingen dann die heute lebenden, genetisch praktisch identischen Varianten hervor.
Alle bislang bekannten, heute noch existierenden Tuberkelbakterien, die der alten Gruppe zugeordnet werden können, stammen aus Ostafrika ? der Region, wo höchstwahrscheinlich auch die ersten Vorfahren des modernen Menschen lebten. Die Forscher schätzen, dass die Erreger von dort aus zusammen mit dem Menschen die ganze Welt kolonisiert haben. Diese These werde auch von der Verteilung der genetischen Vielfalt gestützt, die innerhalb Afrikas sehr viel größer sei als überall sonst, berichten die Wissenschaftler. Sie hoffen, mithilfe ihrer Erkenntnisse neue Strategien gegen die häufig tödliche Tuberkulose entwickeln zu können.
Cristina Gutierrez (Institut Pasteur, Paris) et al.: PLoS Pathogens (Bd. 1, S. e5)