Die Affen saßen dabei vor einen Bildschirm, auf dem an entgegen gesetzten Seiten zwei Punkte blinkten. Die Tiere mussten sich für einen der beiden Punkte entscheiden und diesen fixieren. Konnten sie diese Aufgabe erfüllen, ertönte ein Geräusch und sie erhielten eine Belohnung. Die Gewinnchancen bei den beiden Alternativen waren jedoch sehr unterschiedlich: Bei dem „sicheren Punkt“ erhielten die Affen für knapp 3 Sekunden Zugang zu Fruchtsaft. Wählten sie den anderen Punkt, konnten sie sich ihrer Belohnung dagegen nicht sicher sein: In einer Hälfte der Versuche erhielten sie mehr Fruchtsaft als bei dem sicheren Punkt, in der anderen Hälfte jedoch viel weniger.
Insgesamt entschieden sich die Affen sehr viel häufiger für den risikoreicheren Punkt, ergab die Auswertung. Daraus schließen McCoy und Platt, dass die Affen eine subjektive Vorliebe für diesen Punkt und damit für das höhere Risiko hatten. Wenn sich die Tiere für das höhere Risiko entschieden, konnten die Forscher eine höhere Aktivität von Neuronen im so genannten posterioren cingulären Cortex messen. Diese Hirnregion ist mit visueller Orientierung und der Verarbeitung von Belohnungen assoziiert. Sie merkt sich den Wert der Objekte bei früheren Erfahrungen und vergleicht die aktuelle Situation damit. Dann sendet sie Informationen über den Wert des aktuellen Objekts an weitere Hirnregionen. Die sorgen schließlich dafür, dass der Affe das für ihn wertvollere Objekt fixiert.
Ähnlich wie die Affen treffen auch Drogenabhängige und notorische Spieler bevorzugt riskante Entscheidungen. Die Wissenschaftler hoffen nun, durch weitere Untersuchungen mehr über die neuronalen Prozesse herauszufinden, auf die das risikoreiche Verhalten von Süchtigen zurückgeht.
Allison McCoy, Michael Platt (Duke Universität, Durham): Nature Neuroscience, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nn1523