Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Warum Meisen mit rechten Winkeln nichts anfangen können

Erde|Umwelt

Warum Meisen mit rechten Winkeln nichts anfangen können
Die Vorliebe vieler Tiere für geometrische Formen und rechte Winkel ist entgegen bisheriger Vermutungen wohl nicht angeboren, sondern erlernt. Das schließen kanadische Forscher aus den Ergebnissen einer Studie, in der sie im Wald aufgewachsene Meisen untersuchten. Im Gegensatz zu Tieren, die in einer vom Menschen geprägten Umgebung leben, orientierten sich die Vögel dabei nicht primär an der Geometrie eines Raumes, sondern eher an charakteristischen Merkmalen.

Bereits eine ganze Reihe von Studien hat gezeigt, dass die Geometrie eines Raumes die wichtigste Orientierungshilfe für so unterschiedliche Tiere wie Ratten, Fische, Rhesusaffen, Tauben, Küken und auch für den Menschen ist. Selbst wenn auffällige, charakteristische Markierungen oder Merkmale vorhanden sind, nutzen die meisten Tiere eher die Anordnung der Ecken und die Längenverhältnisse der Wände, um sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Nach Ansicht vieler Forscher ist diese scheinbar grundlegende Übereinstimmung ein deutlicher Hinweis auf eine angeborene Vorliebe für geometrische Figuren, die bereits sehr früh in Lauf der Evolution entstanden sein muss.

Gray und ihre Kollegen geben jedoch zu bedenken, dass alle bislang untersuchten Tiere in einem künstlichen Umfeld mit vielen geometrischen Objekten lebten und daher mit rechtwinkligen Elementen vertraut waren. Aus diesem Grund untersuchten die Forscher in ihrer Studie nicht die typischen Labortiere, sondern in freier Wildbahn aufgewachsene Gambelmeisen (Poecile gambeli). Die Wissenschaftler brachten den Vögeln bei, eine Futterquelle in einem rechteckigen Raum zu finden. Einem Teil der Tiere boten sie dabei als Orientierungshilfe eine farbige Wand an, während sich die anderen nur mithilfe der Raumgeometrie zurechtfinden mussten.

Die Meisen nutzten tatsächlich die Geometrie des Raumes zur Orientierung, zeigte die Auswertung ? allerdings nur, wenn keine auffällige Markierung zur Verfügung stand: Die Vögel, die mit der farbigen Wand trainiert worden waren, orientierten sich praktisch ausschließlich an diesem Merkmal. Das zeige, dass sich in freier Wildbahn aufgewachsene Tiere, die nur wenig Erfahrung mit rechtwinkligen Elementen haben, hauptsächlich auf typische Erkennungszeichen verlassen, schreiben die Forscher. Demnach sei die geometrische Vorliebe nicht angeboren wie bislang angenommen, sondern werde durch die Umgebung geprägt.

Emily Gray (Universität von Alberta, Edmonton) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biology Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2005.0347

Anzeige
ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

A–cap|pel|la–Chor  〈[–ko:r] m. 1u; Mus.〉 Chor, der ohne Instrumentalbegleitung singt

Ge|richts|ver|hand|lung  〈f. 20; Rechtsw.〉 Verhandlung vor Gericht

♦ Elek|tro|punk|tur  〈f. 20〉 Akupunktur mithilfe einer nadelförmigen Elektrode

♦ Die Buchstabenfolge elek|tr… kann in Fremdwörtern auch elekt|r… getrennt werden.
» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige