Als Anhaltspunkt diente den Wissenschaftlern bei ihrer Analyse ein Vergleich zwischen der EU und den USA. Während das Antibiotikum Avoparcin in Europa seit den 70er Jahren in der Tierhaltung eingesetzt wurde, blieb es in den USA verboten. Entsprechend entwickelten sich auch die Resistenzen von Bakterien gegen das beim Menschen verwendete Antibiotikum Vancomycin, einer Avoparcin sehr ähnlichen Substanz: In der europäischen Bevölkerung traten die Resistenzen gegen Vancomycin um ein Vielfaches häufiger auf als in den USA. Als Avoparcin in der Landwirtschaft in Europa ab Mitte der 90er Jahre verboten wurde, ging auch die Zahl der Fälle resistenter Bakterien beim Menschen zurück ? für die Forscher ein klarer Hinweis darauf, dass der Einsatz des Antibiotikums in der Landwirtschaft für die Resistenzen beim Menschen verantwortlich ist.
Potenzielle Infektionen mit resistenten Erregern können auf zwei verschiedenen Wegen entstehen, schreiben die Forscher. Beim direkten oder vertikalen Transfer infiziert sich der Betroffene durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Gefährlicher ist jedoch der so genannte horizontale Transfer, bei dem für den Menschen eigentlich harmlose Bakterien ihre Resistenzgene an körpereigene oder humanpathogene Erreger weitergeben. In ihren neuen Ergebnissen sehen die Wissenschaftler daher ein deutliches Argument gegen Antibiotika in der Tierhaltung. Nach langen Verhandlungen tritt ein solches generelles Verbot in den EU-Ländern Ende des Jahres 2005 in Kraft.
David Smith ( Fogarty International Center in Bethesda) et al.: PLOS Medicine (Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1371/journal.pmed.0020232).