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Hummeln mit Herdentrieb

Erde|Umwelt

Hummeln mit Herdentrieb
Hummeln vertrauen bei der Wahl ihrer Futterpflanze auf ihre Artgenossen: Wenn die Insekten auf eine unbekannte Pflanze treffen, beginnen sie nur dann den Nektar dieser Blüte zu sammeln, wenn bereits eine andere Hummel auf dieser Nektar saugt, haben britische Forscher herausgefunden. Finden die Hummeln jedoch eine ihnen bekannte Pflanze, verlassen sie sich lieber auf ihre eigene Erfahrung und entscheiden selbst, ob sie die Blume anfliegen.

Hummeln sind ausgesprochen soziale Insekten. Durch die Wahl ihrer Futterquellen könnten sie Artgenossen Informationen darüber liefern, ob und wie viel Nektar sich noch in der Blüte befindet. Doch anders als zum Beispiel Bienen führen Hummeln ihre Artgenossen nicht zu ihren Nahrungsquellen ? im Gegenteil: Bislang wurde nur eine entgegenwirkende Interaktion zwischen futtersuchenden Tieren beobachtet. Die Hummeln hinterlassen nämlich schwache Duftmarkierungen auf der Blüte, wenn sie diese verlassen. Durch diesen Duft werden Artgenossen davon abgehalten, auf die nun häufig nektarlose Blüte zu fliegen. Die Entscheidung, welche Blüte die Insekten anfliegen und welche nicht, hänge deshalb nur von der eigenen Erfahrung bei der Futtersuche ab, vermuteten Forscher bislang.

In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler Ellouise Leadbeater und Lars Chittka jedoch nun das Gegenteil beweisen. Sie boten 17 Dunklen Erdhummeln (Bombus terrestris) im Labor künstliche blaue und gelbe Blumen an. Das Ergebnis: Die Hummeln besuchten bevorzugt jene Blüten, auf denen bereits andere Hummeln Nektar sammelten. Doch die Insekten ahmten einander nur dann nach, wenn ihnen die Blumenarten völlig unbekannt waren, stellten die Forscher fest. Kannten die Hummeln eine Blume, besuchten sie diese später aus eigener Entscheidung wieder. Boten ihnen die Biologen jedoch bekannte und unbekannte Blumenarten an, und saß auf der unbekannten Blüte bereits ein Tier, so besuchten die Hummeln auch diese Blüte.

Weshalb die Hummeln bevorzugt jene Blüten besuchten, auf denen bereits andere Insekten Nektar saugten, wissen Leadbeater und Chittka noch nicht. Die Forscher vermuten aber einen Lerneffekt hinter diesem Verhalten: Ist eine andere Hummel vorhanden, sei die Chance größer, dass gewählte Blüte auch tatsächlich Nektar enthalte. Ausgelöst werde dieses Verhalten eher durch visuelle Faktoren wie Farbe, Muster und Bewegungen lals durch einen Geruchsstoff, schreiben die Forscher. Dies müsse aber erst noch genauer untersucht werden.

Ellouise Leadbeater, Lars Chittka ( Queen-Mary-Universität, London): Current Biology, Bd. 15, S. 448

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ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi
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