Eine neue Transporttechnik könnte Astronauten sicherer und billiger in den Weltraum befördern: Sie nehmen in einer Rakete Platz, die von einem Trägerflugzeug in rund 10 Kilometern Höhe abgeworfen wird. In drei Tests mit unbemannten Flugkörpern konnten Wissenschaftler und Techniker des amerikanischen Unternehmens Transformational Space Corporation (t/Space) zeigen, dass sich die Rakete nach dem Abwurf kontrolliert in eine senkrechte Ausrichtung bringen lässt. In sicherer Entfernung vom Trägerflugzeug konnte dann die Rakete zum Flug in höhere Umlaufbahnen gezündet werden.
Die Rakete befindet sich unterhalb des Flugzeugrumpfs und wird beim Ausklinken einen Sekundenbruchteil länger an der Spitze festgehalten. Dadurch dreht sie sich im freien Fall in die Vertikale. Damit das Raketenheck nicht allzu plötzlich durch die Schwerkraft nach unten weggerissen wird, verlangsamt ein Fallschirm die Fall- und Drehbewegung. Erst wenn die Rakete in sicherer Entfernung zum Flugzeug die Vertikale erreicht, erfolgt die Zündung des Triebwerks. Kollisionen sind damit praktisch ausgeschlossen.
Dies ist auch ein Vorteil gegenüber Systemen nach dem Huckepack-Prinzip, bei dem ein Trägerflugzeug ein kleines Shuttle auf dem Rücken in die Luft bringt. Da sich das Shuttle in horizontaler Flugrichtung löst, ist die Kollisionsgefahr deutlich höher. Einen Pluspunkt des Raketenstarts in luftiger Höhe sehen die Techniker in der Treibstoffersparnis: Der Flugzeugtransport in 10 bis 13 Kilometern Höhe verbraucht deutlich weniger Sprit als ein Bodenstart der Rakete.
Mit der Rakete könnten bis zu vier Astronauten eine niedrige Erdumlaufbahn erreichen. Dort würden sie an Board eines Space-Shuttle-Nachfolgers gehen, an dem die Nasa derzeit arbeitet. Die amerikanische Weltraumbehörde unterstützt die neue Transporttechnik mit umgerechnet 3,6 Millionen Euro. Drei Flugtests im Mai und Juni verliefen bereits erfolgreich. Das Fallverhalten der 6,35 Meter langen Raketenmodelle stimmte gut mit Computersimulationen überein, berichten die Entwickler. Die Vollversion der Rakete wird 27,5 Meter messen.
New Scientist, Online-Dienst
ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer