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Rätselhafter "Flo"

Geschichte|Archäologie

Rätselhafter "Flo"
Die rätselhaften „Hobbits“, die bis vor wenigen tausend Jahren auf der indonesischen Insel Flores lebten, stammen womöglich doch nicht direkt vom Menschenvorfahren Homo erectus ab. Der zwergwüchsige Homo floresiensis ähnelt in einigen Eigenschaften eher dem primitiveren Australopithecus, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist (18. Juni 2005, S. 41).

Acht Monate, nachdem die Entdeckung der ungefähr einen Meter großen Menschenart bekannt gegeben worden ist, ist unter Anthropologen ein Streit entbrannt, wie der Fund zu interpretieren ist. In der ursprünglichen Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature vertraten Forscher um Peter Brown von der University of New England in New South Wales die These, die „Hobbits“ seien Nachfahren von Hominiden der Art Homo erectus, die vor etwa 800.000 Jahren Flores erreichten. Die Vormenschen seien auf der Insel auf Zwergengröße geschrumpft ? ein Phänomen, das unter anderem von Elefanten und Rotwild, bislang aber nicht von Primaten bekannt ist.

Daneben werden noch zwei andere Thesen diskutiert, heißt es im New Scientist: „Flo“, wie der Homo floresiensis unter Forschern mittlerweile scherzhaft genannt wird, könnte einen gemeinsamen Vorfahren mit dem Homo erectus gehabt haben, der kleinwüchsig war und ein kleines Gehirn besaß. Darauf deuten neue Knochenfunde aus der Höhle Liang Bua auf Flores hin. Die dritte Möglichkeit: Es gab gar keinen Homo floresiensis. Das gefundene Skelett stammt von einem modernen Menschen mit einer Krankheit namens Mikrozephalie, bei der das Gehirn anomal klein ausgebildet ist, so die Meinung einiger Kritiker.

Besonders rätselhaft ist die Herkunft der Steinwerkzeuge in der Höhle, in der auch die Knochen gefunden wurden. Peter Brown glaubt, dass sie von den Zwergmenschen angefertigt wurden. „Die bisherigen Beweise aus der Höhle deuten darauf hin, dass sie das Werkzeug selbst hergestellt haben“, sagt der Forscher. Kollegen von Brown glauben dagegen, dass der moderne Mensch Flores womöglich früher erreichte als gedacht und auch die Werkzeuge hinterließ.

Ob die „Hobbits“ von Flores intelligente Wesen waren, darf dem New Scientist zufolge bezweifelt werden. Das Magazin berichtet von Legenden, die auf der Insel über kleine, haarige, aufrecht gehende Wesen kursieren, die Ebu gogo („gierige Ahnen“). „Ich halte es für möglich, wenn nicht wahrscheinlich, dass die Geschichten über die Ebu gogo ihre Wurzel beim Homo floresiensis haben“, sagt der kanadische Anthropologe Gregory Forth von der University of Alberta in Edmonton.

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Auf Flores erzählt man sich, dass alle Ebu gogo vor 300 Jahren von Menschen getötet wurden, weil sie Getreide raubten. Den Legenden zufolge waren sie dumm, konnten nicht sprechen und hatten Angst vor dem Feuer.

Ute Kehse
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