Bei der Analyse von 6 Studien mit insgesamt 250 Probanden entdeckte Segerstrom nun jedoch, dass Optimisten keineswegs häufiger oder stärker enttäuscht sind als Pessimisten. Ihrer Ansicht nach engagieren sich Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung lediglich stärker und befassen sich länger und intensiver mit den Stressfaktoren. Bei kurzfristigen Problemen, die durch das eigene Verhalten beeinflusst werden können, profitieren Optimisten von dieser Herangehensweise: Durch ihr Engagement sorgen sie dafür, dass das Problem gelöst wird und sie nicht länger belastet, schreibt die Psychologin.
Handelt es sich jedoch um ein Problem, das voraussichtlich langwierig ist und sich der eigenen Kontrolle entzieht, hat dieses verstärkte Engagement den entgegengesetzten Effekt: Durch die ständige Beschäftigung mit dem Auslöser wird Stress erzeugt, der beispielsweise auf das Immunsystem wirkt und so die Gesundheit beeinträchtigt. Pessimisten profitieren dagegen in einem solchen Fall von ihrer Neigung, schnell aufzugeben und alles „einfach laufen zu lassen“, da sie den Stressfaktoren nicht so intensiv ausgesetzt sind. Schlussendlich sei es jedoch auf lange Sicht wahrscheinlich trotzdem besser, positiv an eine Sache heranzugehen, schreibt Segerstrom. Schließlich gingen Pessimisten mit ihrer Haltung den Problemen nur aus dem Weg, während Optimisten sie im Allgemeinen lösen.
Suzanne Segerstrom ( Universität von Kentucky, Lexington): Brain, Behavior, and Immunity, Bd. 19, S. 195