Gleichzeitig stimulierten die Forscher das Bewegungszentrum im Gehirn der Probanden mit der so genannten transkranialen Magnetstimulation, bei der die Hirnaktivität von außen mithilfe von Magnetfeldern beeinflusst werden kann. Das Ergebnis: Beim Betrachten des Videos, in dem der vermeintlichen Hand Schmerzen zugefügt wurden, reagierten die Handmuskeln der Probanden deutlich weniger auf die Stimulation als beim Anschauen der anderen Filme. Anschließend befragten die Wissenschaftler die Probanden über ihre Empfindungen während des Films. Im Gegensatz zu früheren Studien, in denen die messbaren Folgen der Empathie von der Stärke des Mitleids abhingen, fanden die Forscher bei ihren Probanden keinen solchen Zusammenhang. Lediglich die Intensität des beobachteten Schmerzes hatte einen Einfluss auf die Größe des Effekts.
Offenbar extrahiert das Gehirn während der Beobachtung die sensorischen Aspekte des Schmerzes und projiziert sie auf das eigene motorische System, schreiben die Forscher. Dieser Mechanismus hilft ihrer Ansicht nach dabei, angemessene Reaktionen in gefährlichen Situationen zu erlernen. Das Gehirn kann sich so auf Flucht- oder Erstarrungsverhalten einstellen, auch wenn die persönliche Erfahrung fehlt.
Alessio Avenanti (Universität Rom) et al.: Nature Neuroscience, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nn1481