Der Mediziner Mauro Peretti und sein Team haben nun die Rolle von Annexin I bei einer bakteriellen Infektion untersucht. Annexin I sitzt normalerweise auf der Oberfläche von Leukozyten und vermindert deren Fähigkeit, sich an die Wände der Blutgefäße zu heften. Ihr Weg hinaus ins Gewebe ist damit erschwert, und die daraus resultierenden Schäden eingedämmt.
Simulierten die Forscher bei normalen Mäusen eine bakterielle Infektion, wanderten langsam weiße Blutkörperchen ins umliegende Gewebe. Gleichzeitig produzierte ihr Körper für rund 24 Stunden deutlich mehr Annexin I als sonst. Bei Mäusen dagegen, die selbst kein Annexin I produzieren konnten, fand ein rasanter Ausstrom an Leukozyten aus dem Blut statt, der innerhalb von 48 Stunden zum Tode führte ? ein Ablauf, der dem der Sepsis stark ähnelt. Wurde diesen Tieren jedoch innerhalb von 24 Stunden nach der Infektion künstlich Annexin I zugeführt, überlebten 60 Prozent.
Die Wissenschaftler hoffen, auf der Basis dieser Ergebnisse bessere und sichere Medikamente gegen die Sepsis entwickeln zu können. Annexin I könnte helfen, die Reaktion des Immunsystems besser auszubalancieren, so dass bakterielle Toxine zwar erfolgreich bekämpft werden, das körpereigene Gewebe jedoch möglichst nicht geschädigt wird.
Mauro Peretti (Queen Mary?s School of Medicine and Dentistry, London) et al.: American Journal of Pathology, Bd. 166, S. 1581