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Wie Wissen das Gedächtnis stört

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Wie Wissen das Gedächtnis stört
Auch für das Gedächtnis ist weniger manchmal mehr: Je mehr ein Mensch über ein bestimmtes Thema weiß, desto schlechter kann er sich Details merken. Aus diesem Grund behalten Kinder beispielsweise viel mehr Einzelheiten eines Bildes im Gedächtnis als Erwachsene, die das Gesehene eher in Kategorien und Rubriken einordnen. Das haben amerikanische Psychologen bei einer Studie mit Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren und jungen Erwachsenen nachgewiesen. Der Übergang zwischen den beiden Wahrnehmungsformen erfolgt dabei nicht abrupt, sondern nach und nach.

In ihrer Studie zeigten die Forscher ihren Probanden Bilder von Katzen und erklärten ihnen, die Tiere hätten „beta-Zellen in ihrem Körper“. Anschließend sollten die Testteilnehmer beim Betrachten weiterer Bilder angeben, ob das dargestellte Tier ihrer Ansicht nach ebenfalls „beta-Zellen“ in sich trug. Durch ihr Feedback signalisierten die Wissenschaftler den Probanden dabei, dass nur Katzen beta-Zellen besitzen. Im zweiten Teil der Studie zeigten die Psychologen den Teilnehmern weitere Tierbilder. Diesmal sollten die Probanden angeben, ob sie genau das auf dem Bild dargestellte Tier bereits im ersten Teil der Untersuchung gesehen hatten.

Die jüngsten Kinder schnitten beim Wiedererkennen der Tiere am besten ab, zeigte die Auswertung. Je älter die Probanden wurden, desto weniger Tiere erkannten sie sicher wieder. Die Erwachsenen schließlich hatten sehr große Probleme, überhaupt eines der Tiere zu identifizieren. Dieser Unterschied sei damit zu erklären, dass die Kinder noch nicht gelernt haben, die gesehenen Tiere in Kategorien einzuordnen, erklären die Forscher. Die Erwachsenen hörten nämlich in dem Moment auf, die individuellen Details der Tiere zu beachten, als sie begriffen, dass nur Katzen „beta-Zellen“ besitzen. Die Kinder dagegen suchten nach Ähnlichkeiten zwischen den dargestellten Tieren und konnten sich so sehr viel mehr Details merken.

Entscheidend für die überlegene Gedächtnisleistung der Kinder ist dabei nach Ansicht der Forscher das fehlende Vorwissen. Diese Annahme bestätigte sich in einem weiteren Test: Bekamen die Probanden statt echter Tiere frei erfundene Geschöpfe zu sehen, schnitten die Erwachsenen beim Wiedererkennen der Individuen genauso gut ab wie die Kinder ? einfach deswegen, weil in ihrem Gedächtnis keine vorgegebenen Kategorien für die erfundenen Tiere existierten. Die Fähigkeit zu kategorisieren sei oft sehr nützlich, aber manchmal verstelle sie eben den Blick für Einzelheiten, kommentieren die Forscher. Die Kunst sei, zu erkennen, wann zwischen den beiden Extremen hin und her geschaltet werden müsse.

Anna Fisher und Vladimir Sloutsky ( Staats-Universität von Ohio, Columbus): Child Development

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