Auch die Beschleunigung ist rekordverdächtig: Innerhalb von 0,3 Millisekunden werden die Staubblätter mit dem 2400fachen der Erdbeschleunigung auf Geschwindigkeit gebracht. Das ist rund achthundertmal mehr als ein Astronaut beim Start einer Rakete aushalten muss. Dabei erreichen die Staubblätter Geschwindigkeiten von etwa 3 Metern pro Sekunde und sorgen damit für einen guten Antrieb für den Pollentransport. Die Pollenkörner können so in geschlossenen Räumen mehr als 22 Zentimeter von der Blüte weggeschleudert werden. Im Freien trägt der Wind sie sogar mehrere Meter weit fort.
Mit seiner Pollenschleuder fördert der Kanadische Hartriegel einerseits die Bestäubung durch Insekten. Lässt sich nämlich ein schweres Insekt ? etwa eine Hummel ? auf der Blüte nieder, explodiert diese und der Pollen verteilt sich effektiv auf dem Bestäuber. Andererseits wird auch die Bestäubung durch den Wind optimiert, da der Pollen aus der großen Höhe besser weggeweht wird. Die Rekordschleuder ist dabei schneller als das Zuschnappen einer Venus-Fliegenfalle oder der Sprung einer Zikade.
Joan Edwards ( Williams-College, Williamstown) et al.: Nature, Bd. 435, S. 164