Aus diesem Grund vermutete auch das Forscherteam um John Matochik, dass Leptin auch beim Menschen einen Einfluss auf die Hirnsubstanz haben könnte. Um das zu überprüfen, untersuchten sie den Anteil grauer und weißer Hirnsubstanz bei drei Freiwilligen, die wegen eines genetischen Defekts unter starkem Leptinmangel litten. Dazu verabreichten die Wissenschaftler den Probanden täglich eine Dosis Leptin und bestimmten vor der Studie und nach Ablauf von sechs und achtzehn Monaten die Zusammensetzung der Hirnsubstanz.
Während dieser Zeit nahmen die Teilnehmer im Schnitt 50 Prozent ihres Köpergewichts ab, ohne dass ihnen eine strenge Diät verordnet wurde, berichten die Forscher. Gleichzeitig nahm der Anteil der grauen Substanz und damit die Anzahl der Nervenzellen in drei Hirnregionen zu: dem vorderen cingulären Gyrus, dem Kleinhirn und dem unteren Scheitellappen. Alle diese Bereiche werden mit der Reaktion auf Belohnungen, der Regulierung von Begierden und der Verhaltenskontrolle in Verbindung gebracht, schreiben die Wissenschaftler. Das Leptin hat ihrer Ansicht nach den Probanden demnach nicht nur ein Sättigungsgefühl vermittelt, sondern auch ihre Fähigkeit verbessert, das eigene Verhalten zu kontrollieren.
John Matochik ( National Institute on Drug Abuse, Baltimore) et al.: Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1210/jc.2004-1979