Wenn Vögel beim Gehen mit dem Kopf nicken, hilft ihnen das bei der Orientierung und der Wahrnehmung ihrer Umgebung. Durch die typischen Kopfbewegungen erhalten die Tiere aus unterschiedlichen Blickwinkeln erste Hinweise über grobe Lage und Entfernung bestimmter Objekte wie zum Beispiel Futter. Damit sie einen Leckerbissen genau erkennen und dessen exakte Position bestimmen können, müssen die Vögel den Kopf dann allerdings einen Moment lang ruhig halten, hat ein amerikanisch-australisches Biologenteam bei Schreikranichen beobachtet.
Das ruckartige Vor- und Zurückwippen des Kopfes verleiht Vögeln beim Laufen ein komisches Aussehen. Biologen gehen davon aus, dass dieses Nicken wichtig ist, um das Sehen während der Bewegung zu stabilisieren. Die meisten anderen Tiere und auch der Mensch erreichen dies dagegen nur vorübergehend über die Augenbewegungen und tolerieren einen großen Teil der optischen Veränderungen während der Bewegung. Unklar war bislang, ob das für viele Vögel typische Wippen auch für das exakte Sehen generell unerlässlich ist.
Um diese Frage zu klären, beobachteten die Forscher Schreikraniche (Grus Americana), die größten Vögel Nordamerikas. Je schneller die Tiere laufen, desto schneller wippt auch ihr Kopf vor und zurück, bis er schließlich überhaupt nicht mehr still steht. Während der Suche nach Futter wählen die Kraniche allerdings ein Tempo, bei dem der Kopf für etwa die Hälfte der Zeit eine kurze Ruhepause einnimmt, stellten die Biologen fest.
Offenbar ist das Kopfwackeln selbst wie ein erstes Überfliegen für den groben Überblick entscheidend, schließen die Forscher. Doch auch die Ruhephasen des Kopfes spielen ihrer Ansicht nach eine wichtige Rolle: In den Momenten des Stillstands können die Vögel eventuell interessante Objekte wie potenzielles Futter mit den Augen fixieren und sie auf diese Weise genauer identifizieren.
Thomas Cronin (Universität von Maryland, Baltimore) et al: Current Biology, Bd. 15, S. R243
ddp/wissenschaft.de ? Cornelia Dick-Pfaff