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Zahnlos glücklich

Geschichte|Archäologie

Zahnlos glücklich
Bereits vor 1,77 Millionen Jahren haben sich die frühen Vorfahren des Menschen teilnahmsvoll um ihre älteren Mitmenschen gekümmert. Das schließen georgische Wissenschaftler aus der Untersuchung eines Schädels und eines zahnlosen Kieferknochens, den sie in Georgien fanden. Der Hominide hatte schon einige Jahre vor seinem Tod fast alle Zähne verloren. Seine Kaufunktion war dadurch stark beeinträchtigt. Nur mit der Hilfe anderer Mitglieder seiner Sippe und indem er weiche Pflanzen- und Tierteile aß, konnte der zahnlose Mensch noch jahrelang weiterleben. Die Ergebnisse stellen David Lordkipanidze vom Georgischen Staatsmuseum in Dmanisi und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Nature vor (Bd. 434, 7. April 2005, S. 717).

Von der äußeren Erscheinung her unterscheidet sich der Schädel mit dem Kieferknochen nur durch die fehlenden Zähne von anderen Funden menschlicher Schädel. Im Oberkiefer sind die Zahnhöhlen vollständig abgebaut und der zahntragende Teil des Kiefers ist stark umgestaltet. Im Unterkiefer sind nur noch die Höhlen der Eckzähne sowie der linke Eckzahn vorhanden. Der Unterkiefer selbst ist stark abgebaut. Die Forscher schließen aus der fortgeschrittenen Verkümmerung des Kieferknochens, dass der Frühmensch die Zähne entweder durch eine Krankheit oder als Alterserscheinung bereits einige Jahre vor seinem Tod verloren hat. Einen derart ausgeprägten Zahnverlust und eine so starke Umgestaltung des zahntragenden Knochens hatten Wissenschaftler bei menschlichen Fossilien noch nie beobachtet. Vergleichbare Beeinträchtigungen des Kauapparates bei wilden nichtmenschlichen Primaten kommen vor, sind aber sehr selten.

Beim zahnlosen Schädel fanden die Forscher auch Gegenstände aus Stein sowie Tierknochen, die Schnittspuren von Steinwerkzeugen und Spuren von Schlägen aufwiesen. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass die Hominiden von Dmanisi Tierkadaver verarbeiteten und Fleisch aßen, wie es auch andere Funde aus dieser Zeit belegen. Der Konsum von Fleisch könnte besonders im Winter ein Schlüsselfaktor für den Erfolg dieser frühen Menschenart gewesen sein , die in höheren Lagen lebte. Zahnlose Vertreter dieser Art konnten lange ohne Zähne überleben, indem sie weiches Gewebe wie Hirn und Knochenmark oder weiche Pflanzenteile aßen und weil jüngere Individuen ihnen halfen.

ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi
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