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Vielsagende Rechte

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Vielsagende Rechte
Schimpansen bevorzugen bei der Kommunikation mit Gesten ihre rechte Hand stärker als beim Gebrauch von Werkzeugen oder beim Greifen. Das haben amerikanische Wissenschaftler bei der Beobachtung von 227 in Gefangenschaft lebenden Schimpansen entdeckt. Möglicherweise gab es eine solche Bevorzugung der rechten Hand auch beim gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse, schließen die Forscher. Daraus könnte sich dann beim Menschen die Spezialisierung der linken Gehirnhälfte auf Sprache und Kommunikation entwickelt haben. Das berichten William Hopkins vom Yerkes-Primatenforschungszentrum in Atlanta und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Psychological Science (Juni-Ausgabe).

Bei den meisten Menschen ist die linke Gehirnhälfte für das Verarbeiten von Sprache und Worten zuständig. Da dieser Gehirnbereich außerdem die rechte Körperseite steuert und es in fast allen Bevölkerungsgruppen mehr Rechts- als Linkshänder gibt, vermuten Wissenschaftler schon seit längerem, dass die überwiegende Rechtshändigkeit und die Sprachspezialisierung zusammenhängen. Möglicherweise, so eine Theorie, gab es schon vor der Spezialisierung des Gehirns nicht-verbale Kommunikationssysteme, bei denen die rechte Hand bevorzugt genutzt wurde. Erst später entwickelte sich auf Basis dieser asymmetrischen Kommunikation dann die Spezialisierung der linken Gehirnhälfte für Sprache.

Sollte diese Theorie stimmen, müssten beispielsweise Menschenaffen für die Kommunikation häufiger ihre rechte Hand benutzen als für andere Tätigkeiten. Um das zu überprüfen, beobachteten Hopkins und seine Kollegen eine Gruppe von Schimpansen, die in Gefangenschaft lebten. Dort sind die Tiere stärker auf Gesten angewiesen als in freier Wildbahn. Während sich wilde Exemplare frei bewegen und Essbares an verschiedenen Orten einsammeln können, sind die Tiere in Gefangenschaft abhängig von ihren Betreuern. Um an ihr Futter zu kommen, entwickeln sie daher häufig Kommunikationssysteme aus Gesten, mit denen sie dem Betreuer mitteilen, dass sie Futter wünschen.

Neben diesen Kommunikationsgesten testeten die Forscher außerdem, mit welcher Hand die Schimpansen Rosinen vom Boden aufhoben und ob sie einen Stock in die rechte oder die linke Hand nahmen, um damit an einen Leckerbissen zu kommen. Lediglich bei der Kommunikation konnten die Wissenschaftler einen deutlichen Hang zur Rechtshändigkeit bei den Tieren beobachten. Besonders ausgeprägt war diese Bevorzugung dann, wenn die Tiere zusätzlich Laute von sich gaben. Daraus könne man schließen, dass die Kommunikation mit Gesten tatsächlich der Hirnhälftenspezialisierung zugrunde lag, schreiben die Forscher. Nun müsse noch überprüft werden, ob wilde Schimpansen ähnliche Neigungen zeigen und ob die Gehirnaktivität die Händigkeit bei der Kommunikation widerspiegelt.

ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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