Das Potenzmittel Viagra kann unter bestimmten Voraussetzungen eine gefährliche Augenkrankheit begünstigen, die sogar bis zum Erblinden führen kann. Augenärzte der Universität von Minnesota haben diese Krankheit bei einer kleinen Gruppe von Männern diagnostiziert, nachdem diese das Medikament gegen ihre Erektionsprobleme eingenommen hatten. Die Krankheit namens nichtarteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (NAION) tritt auf, wenn der Sehnerv von der Blutzufuhr abgeschnitten wird. Die Forscher vermuten, dass der Wirkstoff von Viagra diesen Effekt begünstigen kann, denn er veranlasst Blutgefäße, sich zusammenzuziehen. Über ihre Erkenntnisse berichten die Augenheilkundler um Howard Pomeraz in der Fachzeitschrift Journal of Neuro-Ophthalmology (Bd. 25/1, S. 9).
Die ersten Krankheitssymptome traten bei den zwischen 50 und 69 Jahre alten Patienten bereits innerhalb von 36 Stunden nach der Einnahme des Mittels auf. Das brachte die Forscher darauf, dass das Medikament NAION fördern könnte. Seit Jahren schon ist bekannt, dass Viagra vorübergehend Sehstörungen auslösen kann. Die betroffenen Männer haben beispielsweise Schwierigkeiten, die Farben grün und blau zu unterscheiden. “NAION aber ist ein weitaus ernsteres Problem, weil es zum vollständigen Verlust des Sehvermögens führen kann”, erklärt Pomeraz.
Jeder der Patienten hatte allerdings mindestens einen weiteren Risikofaktor, der NAION begünstigen kann, darunter Bluthochdruck, einen erhöhten Cholesterinspiegel oder Diabetes. Außerdem lagen bei ihnen Sehnerven und Blutgefäße vergleichsweise nahe beieinander. Der Wirkstoff in Viagra löst also nicht NAION aus, sondern begünstigt die Krankheit nur: Damit sie zum Ausbruch kommt, müssen weitere Faktoren vorhanden sein. Das könnte auch ein Grund sein, weshalb bisher insgesamt nur 14 auf Viagra bezogene NAION-Fälle beobachtet wurden.
Jeden Patienten, dem das Potenzmittel verschrieben wird, vorsorglich einer augenärztlichen Untersuchung zu unterziehen, hält Pomeraz noch für verfrüht. Dazu gebe es noch zu wenig wissenschaftliche Daten über diesen Zusammenhang. Er appelliert aber an die Ärzte, das mögliche NAION-Risiko im Hinterkopf zu behalten, wenn sie das Medikament verschreiben. Zusätzlich schlägt er eine Augenuntersuchung für solche Patienten vor, die bereits Risikofaktoren aufweisen.
ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf