Unter stressfreien Bedingungen zeigte sich kein Unterschied zwischen beiden Hefestämmen. Standen sie jedoch unter Stress ? in diesem Fall durch erhöhte Temperatur ? waren die sexuell aktiven Hefen im Vorteil: Ihre Wachstumsrate stieg um 94 Prozent, die der asexuellen Hefen dagegen nur um 80 Prozent.
Wichtig ist Sex also dann, erklären die Forscher, wenn es um das „Survival of the fittest“ ? das Überleben des Stärkeren ? unter einem selektivem Druck wie beispielsweise hoher Temperatur geht. Die Umgruppierung des elterlichen Erbmaterials beim Sex erhöht die Chance auf neue vorteilhafte Genkombinationen, die das Überleben der Nachkömmlinge unter stressigen Umweltbedingungen vereinfachen oder überhaupt erst ermöglichen könnten. Obwohl Sex gleichzeitig auch nützliche Genkombinationen auseinanderreißen kann, scheinen die Vorteile dieser weit verbreiteten Vermehrungsweise zu überwiegen.
Offen bleibt allerdings noch, betonen die Wissenschaftler, ob sich diese Ergebnisse auch auf höhere Lebewesen wie den Menschen übertragen lassen. So gibt es beispielsweise bei Hefen keine Unterscheidung zwischen männlich und weiblich. Damit fällt bei den kleinen Versuchsorganismen das Problem der ? evolutionär betrachtet ? kostspieligen Männer weg, die selbst keine Nachkommen produzieren, sondern nur ihre Gene zuliefern.