Für die Entwicklung eines Kindes zählt nicht die zeitliche Quantität der Betreuung durch die Mutter, sondern die Qualität. Das haben Forscher um Aletha Huston von der Universität von Texas in Austin gezeigt. Die Wissenschaftler hatten die soziale und intellektuelle Entwicklung von Kleinkindern in den ersten drei Lebensjahren untersucht. Dabei fanden sie keine Unterschiede in den Kompetenzen zwischen Kindern berufstätiger und nicht berufstätiger Mütter. Die arbeitenden Mütter kompensieren ihre geringere Präsenz mit einer intensiveren Betreuung und Fürsorge, schreiben die Forscher im Fachmagazin Child Development (Bd. 76/2, S. 467).
Die Forscher analysierten für ihre Studie die Tagebücher von 1.050 Müttern, die sie im Rahmen einer Untersuchung zur Kindergesundheit geführt hatten. Zusätzlich betrachteten sie auf Videoaufnahmen, wie die Mütter mit ihren Kindern umgehen. Um einen Eindruck der häuslichen Umgebung zu bekommen, statteten die Forscher den Müttern auch einen Besuch zu Hause ab. Sie fanden heraus, dass die berufstätigen Frauen die geringere Zeit mit den Kindern dadurch etwas streckten, indem sie ihnen an Wochenenden mehr Aufmerksamkeit widmeten. Außerdem schränkten sie sich bei anderen Aktivitäten wie Hausarbeit, Sport oder Reisen zu Gunsten ihrer Kinder ein. Dadurch können die Mütter den Kindern ein anregendes Umfeld geben.
Für die Kindesentwicklung ist die Qualität der Mutter-Kind-Beziehung wichtiger als die Dauer der gemeinsam verbrachten Zeit, erläutert Huston. Hat für berufstätige Mütter in der verbliebenen Zeit ihr Kind Priorität, so seien dies beste Voraussetzungen für eine gute Entwicklung des Nachwuchses. Die Persönlichkeit der Mütter ist damit entscheidender als ihr Zeitbudget. Mit ihren Ergebnissen beruhigen die Forscher die Besorgnis von Psychologen und Eltern, dass eine Berufstätigkeit der Mutter zwangsläufig nachteilig für die Kindesentwicklung ist.
ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer