Ein einfacher Bluttest könnte in Zukunft die komplizierte und oft unklare Diagnose von Multipler Sklerose (MS) deutlich vereinfachen. Amerikanische Neurologen konnten zeigen, dass sich das Blut kranker und gesunder Personen anhand bestimmter Eiweißstoffe unterscheiden lässt. Die Eiweiße könnten dabei als eine Art Marker für MS dienen, berichten die Forscher um Jagannadha Avasarala von der Wake Forest University in Winston-Salem (USA) in der Fachzeitschrift Journal of Molecular Neuroscience (Märzausgabe).
Die Diagnose MS erfolgt bislang durch eine Kombination verschiedener Untersuchungen, die nicht nur teuer, sondern für den Patienten oft auch schmerzhaft sind. Trotz dieses Untersuchungsmarathons ist bei manchen Patienten eine eindeutige Diagnose nicht möglich. Die Neurologen der
Wake Forest University untersuchten für ihre Studie nun 25 erst kurz zuvor an MS erkrankte und 25 gesunde Testpersonen im Alter von durchschnittlich 28 Jahren. Die erkrankten litten an der häufigsten MS-Form, bei der sich Krankheitsperioden mit stabilen Phasen abwechseln. Die Forscher verglichen das Muster der Blutproteine der Probanden und stellten fest, dass die MS-Patienten einen typischen Eiweiß-„Fingerabdruck“ aufwiesen.
Dieser Fingerabdruck könnte künftig eine Diagnose von MS ermöglichen. Allerdings müssten mehrere dieser Marker herangezogen werden, erklärt Jagannadha Avasarala. Ein einzelnes Eiweiß reicht dabei offenbar nicht aus. Um welche Markerproteine es sich genau handelt, wird derzeit in einer groß angelegten Studie in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Innsbruck näher untersucht. Auch wenn es sich bisher nur um vorläufige Testergebnisse handelt, sind die Wissenschaftler zuversichtlich, dass sich daraus in Zukunft eine patientenfreundlichere und billigere Alternative zum derzeitigen Diagnoseverfahren entwickeln wird.
Bei der chronischen Erkrankung Multiple Sklerose treten an verschiedenen Stellen des Zentralen Nervensystems ? darunter im Gehirn, im Rückenmark und den Sehnerven ? Entzündungen auf, die in der Folge zu neurologischen Störungen führen können. Zu den typischen Symptomen zählen Schwindelgefühle, Schwierigkeiten beim Sprechen und Laufen sowie unerklärliche Gliederschwäche. In Europa ist etwa jeder Tausendste von der Krankheit betroffen, die meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr zum ersten Mal auftritt.
ddp/wissenschaft.de ? Stefanie Offermann