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In "Lost City" tobt das Leben

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

In "Lost City" tobt das Leben
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Einer der typischen Kalktürme von "Lost City" (Bild: Science)
Im Jahr 2000 entdeckte ein internationales Forscherteam mitten im Atlantik überraschend einen völlig neuen Typ hydrothermaler Quellen. Drei Jahre später kamen die Wissenschaftler zurück, um die hellen Kalktürme ausgiebiger zu untersuchen. Über die Ergebnisse berichten Deborah Kelley von der University of Washington in Seattle und ihre Kollegen jetzt in der Zeitschrift Science (Bd. 307, S. 1428).

Das hydrothermale Feld „Lost City“ liegt auf einem Unterwasserberg, der 15 Kilometer vom mittelatlantischen Rücken entfernt ist, wo die europäische und die amerikanische Platte auseinanderdriften. Alle bislang bekannten hydrothermalen Quellen, die „Black Smoker“, liegen direkt an dieser Achse. Aus dunklen Schloten quillt dort bis zu 400 Grad heißes Wasser, in dem zahlreiche Metall-Schwefelverbindungen, so genannte Sulfide gelöst sind. Bei Kontakt mit dem kalten Meerwasser fallen die Sulfide aus und bilden die charakteristischen schwarzen Wolken.

Der zweite Besuch bei Lost City bestätigte, dass sich dieses Hydrothermalfeld von den Black Smokern grundlegend unterscheidet. Zwar strömt auch bei Lost City heißes Wasser aus dem Untergrund, allerdings ist es höchstens 90 Grad warm. Die Wärmequelle ist nicht heißes Magma im Untergrund, sondern eine chemische Reaktion zwischen Gestein und dem Meerwasser. Dabei entstehen Methan und Wasserstoff, die Einzellern als Energiequelle dienen. Schwefelverbindungen sind dagegen selten. Die Schlote der „Verlorenen Stadt“ bestehen nicht aus Metallsulfiden, sondern aus Kalkmineralien. Die aktiven Türme sind aus den Mineralien Aragonit und Brucit aufgebaut, in nicht mehr aktiven Kaminen wird Aragonit durch Reaktionen mit dem Meerwasser in Calcit umgewandelt, schreiben die Forscher.

Anders als bei den Kaminen der Schwarzen Raucher, bei denen das heiße Wasser in der Mitte durch einen Zentralen Schlot strömt, sind die Kamine von Lost City porös. Viele kleine Kanälchen durchziehen die Kalktürme, stellten Kelley und Kollegen bei mehreren Tauchgängen mit dem U-Boot Alvin und mit Hilfe eines autonomen Tauchroboters fest.

Innerhalb aktiver Kalktürme fanden die Forscher Schnecken und Flohkrebse. Außen lebten dort einzigartige Borstenwürmer, Fadenwürmer, Muschelkrebse und Muscheln. An nicht mehr aktiven Schloten lebten Tiefsee-Tiere, die auch in anderen Lebensräumen vorkommen, zum Beispiel Kaltwasserkorallen, Krabben, Seesterne und Tiefseesepocken.

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Wie die Forscher schreiben, ist die Biomasse an typischen Schwarzen Rauchern größer als in Lost City. Das liegt vor allem daran, dass es in der „Verlorenen Stadt“ nur wenig große Tiere gibt, die meisten Bewohner sind nur unter dem Mikroskop zu erkennen. Die Artenvielfalt sei aber vergleichbar, berichten die Forscher um Kelley.

Ute Kehse
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