Gerhard Paulus und seine Kollegen aus Texas, Berlin, München, Sarajevo und Wien haben nun quasi die zeitliche Version dieses Experiments durchgeführt. Dazu schossen sie einen nur wenige Femtosekunden kurzen Laserpuls auf einen Behälter mit Argonatomen. Dadurch wurden die Atome ionisiert und gaben so Elektronen ab, die mittels zweier Detektoren auf ihre Energie hin untersucht werden konnten (siehe Bild).
Der ionisierende Lichtblitz war so kurz, dass die Amplitude seines elektrischen Felds nur zwei Maxima und ein Minimum durchlief. Die Argonatome konnten daher ihre Elektronen nur zu drei möglichen Zeitpunkten ? denen der Maxima und des Minimums ? abgeben, da nur dann das Feld stark genug war, um die Atome zu ionisieren.
Der Clou dieses Experiments bestand nun darin, dass sich die Bewegungsrichtungen der abgegebenen Elektronen unterschieden, je nachdem, ob diese durch die Maxima oder das Minimum des Felds erzeugt wurden. Die Forscher konnten somit die beiden Energieverteilungen der Elektronen getrennt untersuchen.
Dabei stellte sich heraus, dass die durch die beiden Maxima erzeugten Elektronen in der Tat ein Interferenzmuster aufwiesen ? allerdings nicht im Raum, sondern in ihrer Energieverteilung. Dies hängt damit zusammen, dass ungewiss ist, welches der beiden zeitlich getrennten Maxima des Felds die einzelnen Elektronen von ihrem Atom losgerissen hat. Der Detektor, der die durch das Minimum freigesetzten Elektronen untersuchte, wies folglich auch keine Anzeichen einer Interferenz nach ? schließlich war in diesem Falle der Zeitpunkt des Elektronenausstoßes genau bestimmt.
Die Forscher hatten somit quasi einen ?zeitlichen Doppelspalt? erzeugt und ein weiteres Mal die merkwürdigen Konsequenzen der Quantenmechanik nachgewiesen. Zur Überprüfung ihrer Interpretation ionisierten sie die Atome zusätzlich auch mit einem Lichtblitz, dessen Feld zwei Minima und ein Maximum aufwies. Wie zu erwarten, fand sie die Interferenz nun mit dem anderen Detektor.