Dänische Forscher haben eine Möglichkeit entdeckt, Hodenkrebs bereits im Frühstadium in Samenproben zu diagnostizieren: Mit dem Sperma werden Tumorzellen ausgeschieden, die ein Protein namens AP-2γ produzieren – und dieses Eiweiß kann mit einem markierten Antikörper in der Samenprobe nachgewiesen werden. Beim Test der Methode ist es den Forschern bereits gelungen, einen bislang unentdeckten Hodentumor bei einem der Kontrollprobanden zu diagnostizieren. Christina Hoei-Hansen und ihre Kollegen vom Rigshospitalet in Kopenhagen stellen ihre Methode in der Fachzeitschrift Human Reproduction vor (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1039/humrap/deh759).
Hodenkrebs entwickelt sich aus den Keimzellen in den
Hoden des Mannes. Da er bis auf eine schmerzlose Verhärtung der Hoden praktisch keine Symptome hervorruft, wird er häufig erst sehr spät bemerkt. Erste Hinweise auf eine bösartige Veränderung können Ultraschall- und Durchleuchtungsuntersuchungen liefern. Für die endgültige Diagnose wird jedoch eine Biopsie des Hodengewebes benötigt. Die Heilungschancen nach einer Operation mit anschließender
Chemo- oder
Strahlentherapie liegen weit über 90 Prozent. Dennoch ist es vor allem für junge Männer wichtig, den Krebs so früh wie möglich zu entdecken und so die Therapien zu vermeiden, da sie häufig zu Unfruchtbarkeit oder Impotenz führen.
Bei der Untersuchung der Genaktivitäten in den Tumorzellen hatten die Wissenschaftler bereits in einer früheren Studie festgestellt, dass AP-2γ im Genitalbereich ausschließlich von den Tumorzellen produziert wird. In ihrer neuen Studie testeten sie daher, ob sich das Protein als Diagnosemarker eignet. Dazu untersuchten sie Samenproben von insgesamt 105 Freiwilligen, darunter 20 Männer mit Hodenkrebs, 12 mit verschiedenen anderen Krankheiten und 73 scheinbar gesunde Kontrollpersonen. Bei knapp der Hälfte der Krebspatienten fanden die Forscher in den Proben die erwarteten gefärbten Zellen. Überraschenderweise zeigte jedoch auch eine der Proben aus der Kontrollgruppe dieses positive Ergebnis. Eine genauere Untersuchung des Probanden zeigte, dass dieser tatsächlich unter bislang unentdecktem Hodenkrebs im Frühstadium litt.
Dieses Ergebnis zeige, dass sich die Methode prinzipiell für eine Früherkennung eignet, schreiben die Wissenschaftler. Dabei könne die geringe Trefferquote beispielsweise durch größere Probenmengen oder eine verbesserte Färbetechnik problemlos erhöht werden. Die Forscher planen nun, die Ergebnisse in größeren Studien zu bestätigen und die Technik weiter zu verbessern.
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel