Homosexuelle Männer verhalten sich beim Lesen von Landkarten ähnlich wie Frauen, verwenden aber auch die typischen Orientierungsstrategien heterosexueller Männer. Das haben britische Wissenschaftler in einer Studie an 80 hetero- und homosexuellen Männern und Frauen herausgefunden. Schwule Männer unterscheiden sich damit von lesbischen Frauen, die in dieser Hinsicht ausschließlich das charakteristisch weibliche Verhalten zeigen. Das Forscherteam um den Psychobiologen Qazi Rahman von der East London University berichtet über seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift Behavioral Neuroscience (Bd. 119, S. 311).
Die Studienteilnehmer mussten sich innerhalb einer Minute vier verschiedene Routen auf einer Landkarte merken und sie anschließend rekapitulieren. Heterosexuelle Männer orientierten sich dabei hauptsächlich an Himmelsrichtungen und Entfernungen. Frauen merkten sich die Strecken dagegen vor allem anhand von markanten Punkten und Gebäuden, beispielsweise Kirchen. Die untersuchten homosexuellen Männer verwendeten zu ihrer Orientierung beide Strategien. Wie frühere Studien zeigten, unterscheiden sich homo- und heterosexuelle Frauen in ihren kognitiven Eigenschaften dagegen kaum.
„Homosexuelle Männer und Frauen entwickeln sich vermutlich unterschiedlich“, sagt Rahman. Was auch immer die sexuelle Orientierung steuere und die kognitiven Unterschiede verursache, sei bei der Entwicklung homosexueller Männer eng gekoppelt. In Gegensatz dazu bilden sich bei lesbischen Frauen kognitive Fähigkeiten und sexuelle Neigung unabhängig voneinander aus.
ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf