Der letzte Kandidat hinterlässt tendenziell den besten Eindruck ? ob es nun um die Partner- oder Wohnungssuche oder um einen Wettbewerb geht. Den Effekt, den viele Menschen aus subjektivem Empfinden kennen, hat die Psychologin Wändi Bruine de Bruin von der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh nun in einer Untersuchung bestätigt. Das berichtet der Online-Dienst das Fachmagazins Nature.
Bruine de Bruin analysierte für ihre Studie die Jurybewertungen bei Eiskunstlaufmeisterschaften und beim
Eurovision Song Contest, dem ehemaligen Grand Prix Eurovision de la Chanson. Je weiter der Wettkampf fortschreitet, desto besser fällt die Beurteilung der Jurys aus, konnte die Psychologin nachweisen: Die Letzten erhalten im Schnitt ein besseres Urteil. Diese Tendenz ist unabhängig davon, ob unmittelbar nach jedem Teilnehmer benotet wird oder ob die Noten erst am Ende vergeben werden, nachdem alle Kandidaten gesehen wurden.
Den genauen Grund für den beobachteten Effekt kennt Bruine de Bruin bisher nicht. Ihrer Ansicht nach könnten jedoch Vergleichseffekte eine Rolle spielen, die dann auftreten, wenn die Jurymitglieder den Unterschied zwischen zwei Teilnehmern betrachten. “Man fragt sich etwa, ob der vorherige Kandidat denn auch diese nette neue Sache präsentiert hat”, erklärt die Forscherin. Auch ein Patentrezept gegen das Phänomen hat Bruine de Bruin nicht. “Das Traurige ist, dass ich keine Ahnung habe, wie man diese Reihenfolge-Effekte verhindern könnte”, erklärt die Psychologin. Zwar wird die Reihenfolge meist zufällig bestimmt, aber das ist keine Lösung des Problems.
Die Originalveröffentlichung der Psychologin ist in der Fachzeitschrift Acta Psychologica (Bd. 118, S. 245) erschienen.
ddp/wissenschaft.de ? Cornelia Dick-Pfaff