Die neue Hülle enthielt zusätzlich ein leuchtendes Eiweißmolekül und einen Antikörper, der sich gezielt an das so genannte P- Glykoprotein heftet. Dieses Eiweiß befindet sich unter anderem auf der Oberfläche bestimmter Krebszellen, die mit seiner Hilfe alle unerwünschten Fremdstoffe ? darunter auch chemotherapeutische Wirkstoffe ? aus ihrem Inneren ausschleusen und so sehr therapieresistent werden.
Die Wissenschaftler spritzten die so veränderten Viren in den Blutkreislauf von Mäusen mit Hautkrebs, bei denen sich bereits Metastasen in der Lunge gebildet hatten. Die verkleideten HI-Viren wanderten direkt in Richtung Lunge, wo sie sich an die Krebszellen hefteten, beobachteten die Forscher. Dank des leuchtenden Proteins konnten sie den Weg der Viren im Körper der Mäuse leicht verfolgen: Unter eine Spezialkamera gehalten leuchteten die markierten Erreger durch Knochen, Fell und Gewebe der Tiere, ohne dass eine schmerzhafte Diagnoseprozedur benötigt wurde.
Chen und seine Kollegen wollen als nächstes versuchen, das Virus zusätzlich mit therapeutischen Genen auszustatten. Auf diese Weise könnten die bösartigen Zellen nicht nur gezielt aufgespürt, sondern gleichzeitig auch eliminiert werden. Vorher müsse jedoch die Sicherheit und die Spezifität der Methode weiter verbessert und in weiteren Studien bestätigt werden, kommentiert Chen.