Die Forscher um Rony Paz vom Weizmann Institute of Science in Rehovot führten ihre Studie mit Unterstützung von 28 Angstpatienten sowie einer Kontrollgruppe durch. Sie machten alle Probenden bei experimentellen Spielen zunächst mit drei unterschiedlichen Tönen vertraut: Einer war mit einem erfreulichen Geldgewinn verbunden, der zweite hingegen mit einem unangenehmen Verlust und der dritte war gleichsam eine entspannende Pause – er war mit keinem Effekt verknüpft.
Erkennungstests mit emotional verknüpfte Tönen
Nach den Gewinn- und Verlustspielen folgte ein Test, der zeigen sollte, wie gut die Probanden die drei emotional verknüpften Töne von anderen unterscheiden konnten. Die Forscher spielten den Versuchssteilnehmern dazu jeweils einen von 15 Testtönen vor unter denen sich auch die drei zuvor gehörten befanden. Wenn sie richtig erkannten, ob sie den jeweiligen Ton bei den Spielen bereits gehört hatten, bekamen die Probanden einen Geldgewinn.
Es zeigte sich: Im Vergleich zu den Probanden der Kontrollgruppe fehlinterpretierten die Angstpatienten die Testtöne deutlich häufiger: Sie hielten ungewöhnlich viele der eigentlich neuen Töne für diejenigen, die zuvor mit Geldgewinn oder Verlust verknüpft waren. Mit anderen Worten: Ihre Wahrnehmung von Ereignissen im Zusammenhang mit Emotionen scheint weniger differenziert zu sein, erklären die Forscher. Es handelt sich ihnen zufolge dabei um ein bekanntes Phänomen, das in der Psychologie Über-Generalisierung genannt wird.
Hirnscans geben weitere Hinweise
Um dieser Spur weiter nachzugehen, führten Paz und seine Kollegen bei ihren Probanden Hirnscans mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) durch. Bei dieser Methode wird sichtbar, welche Hirnareale eines Menschen bei bestimmten Verhaltensweisen oder Situationen besonders aktiv sind. Bei den Angstpatienten fanden die Forscher im Vergleich zu den Probanden der Kontrollgruppe dabei einschlägige Unterschiede: Die für Angst zuständige Hirnregion Amygdala und Bereiche, die für die Verarbeitung von Sinneseindrücken verantwortlich sind, zeigten bei den Angstpatienten ungewöhnliche Aktivitätsmuster. Darin scheint sich den Forschen zufolge widerzuspiegeln, dass bei ihnen emotionale Zustände mit veränderter Wahrnehmung verknüpft sind.
„Unserer Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei Angstpatienten emotionale Erfahrung im Gehirn Verschaltungen hervorruft, die erhalten bleiben“, sagt Paz. „Diese Veränderungen betreffen Funktionen, welche später die Reaktion auf neue Reize vermitteln, was zu einer Unfähigkeit führt, zwischen dem ursprünglich erfahrenen Stimulus und einem neuen ähnlichen Reiz zu unterscheiden“, erklärt der Wissenschaftler. Ihm zufolge bildet dies wahrscheinlich eine Grundlage für Angststörungen: „Angstpatienten reagieren daher auch auf neue Reize emotional, was zu Angst in scheinbar irrelevant neuen Situationen führen kann“, resümiert der Paz.