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Warum Merkur so finster ist

Astronomie|Physik

Warum Merkur so finster ist
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Bei diesem Krater auf Merkur wird das dunkle Material deutlich. Es wurde durch den Einschlag aus der Tiefe nach oben befördert. CreditCourtesy NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington
Ein seltsam düsterer Gesell: Was das Antlitz des Planeten Merkur so dunkel macht, fragen sich Wissenschaftler schon lange. Nun haben Daten der Sonde MESSENGER das Rätsel endgültig gelöst: Kohlenstoff in der Form von Graphit schwärzt die Oberfläche Merkurs. Diese dunkle Substanz stammt aber nicht, wie zuvor vermutet, aus Kometenstaub, sondern ist ein Überbleibsel aus der feurigen Entstehungsgeschichte des Planeten.

Bei anderen Himmelskörpern scheint der Grund für dunkle Töne klar: Eisenverbindungen schlucken das Licht. Doch bei Merkur kann dieses Element nicht für die auffällige Finsternis verantwortlich sein. Es ist bekannt, dass seine Oberfläche nur wenig Eisen enthält – es reicht für den markanten Verdunklungseffekt nicht aus. Die Oberfläche unseres Mondes weist beispielsweise viel höhere Eisengehalte auf, ist aber deutlich heller als die Haut Merkurs. Was ist also die mysteriöse Dunkel-Materie in der Oberfläche des Merkur?

Dunkel durch Kohlenstoff

Vor etwa einem Jahr hat ein Forscherteam bereits Hinweise präsentiert, wonach die dunkle Farbe auf Kohlenstoff zurückzuführen ist. Ihren Vermutungen zufolge könnte sich dieses Material durch Kometen allmählich auf Merkurs Oberfläche abgesammelt haben, die auf ihrem Weg zur Sonne zerbröselten. Die aktuellen Daten der MESSENGER-Mission bestätigen nun zwar die grundlegende Kohlenstoff-Erklärung, widersprechen aber der Kometen-Theorie, berichten die Forscher um Larry Nittler von der Carnegie Institution of Washington.

Die Sonde MESSENGER ermöglichte in den vergangenen Jahren den bisher schärfsten Blick auf den sonnennächsten aller Planeten. Am 18. März 2011 schwenkte sie in eine Umlaufbahn ein und umrundete Merkur bis die Mission am 30. April 2015 endete: Nach Verbrauch des Treibstoffs krachte MESSENGER schließlich auf ihr planetares Forschungsobjekt. Doch auch noch auf ihrem Todeskurs sendete die Sonde wacker Daten: Die Informationen, die den Kohlenstoff identifizierten, sendete MESSENGER wenige Tage vor ihrem Einschlag.

Der Kohlenstoff steckt im Mantel des Merkur

Neutronen-Spektrometer Messungen in Kombination mit Röntgen-Untersuchungen sowie Reflexions-Analysen zeigten eindeutig: Die Felsen an der Oberfläche des Merkur bestehen zu ein paar Prozent aus Kohlenstoff in der Form von Graphit. Dieses Material stammt demnach von Merkur selbst – es handelt sich also nicht wie zunächst vermutet um Kometenstaub, der einst auf den Planeten rieselte und ihn dadurch schwärzte.

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Den Graphit in der Oberfläche erklären die Forscher folgendermaßen: In seiner Jugend war Merkur so heiß, dass ein Ozean aus geschmolzenem Magma seine Oberfläche bildete. Simulationen verdeutlichen, dass durch den Abkühlungsprozess viele Mineralien in tiefere Schichten sanken. Der Graphit war hingegen vergleichsweise leicht und sammelte sich deshalb in der obersten Schicht des Merkur ab, die seine ursprüngliche Kruste bildete. „Der Nachweis von reichlich Kohlenstoff legt nahe, dass wir heute eine Mixtur von Stücken der ursprünglichen Kruste gemischt mit Vulkangestein und Einschlagsresten auf der Oberfläche sehen“, sagt Nittler. „Dieses Ergebnis verlängert die lange Liste von Merkmalen, in denen sich der innerste der Planeten von seinen Nachbarn unterscheidet und liefert neue Hinweise über den Ursprung sowie die frühe Entwicklung des inneren Sonnensystems“, sagt der Astronom.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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