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Brummige Ozeane

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Brummige Ozeane
Meterhohe Wellen treiben über die Ozeane, Wassermassen prallen kontinuierlich gegen die Küsten der Kontinente. Diese besonders bei Stürmen ausgeprägten Bewegungen bringen die Erde zum Schwingen. So schwach dieses tieffrequente Brummen auch sein mag, mit modernen, hochempfindlichen Sensoren, den Seismometern, kann es wichtige Informationen über die Struktur der Erdkruste unter den Ozeanen und zur Ortung von Stürmen beitragen. Lange als störendes „Rauschen“ von Geowissenschaftlern unbeachtet gelassen, schlagen amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift „Science“ einen genaueren Blick auf dieses ozeanische Brummen vor.

„Dieses Brummen ist nicht das Ergebnis von tektonischen Kräften, sondern die Antwort der festen Erde zu Wechselwirkungen mit den Ozeanwellen“; erklären Sharon Kedar und Frank Webb vom Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena. Bereits vor Jahren hatten Geophysiker mit besondern sensitiven Seismometern entdeckt, dass die Erde auch an seismisch ruhigen Tagen mit Perioden zwischen vier und fünf Minuten ununterbrochen schwingt. Während der Wintermonate auf der Nordhalbkugel ist das Brummen besonders ausgeprägt, da im Nordpazifik schwere Stürme toben. Während der Sommermonate nimmt dagegen der Brummton zu, wenn im Südatlantik und im südlichen Indischen Ozean das Wetter außergewöhnlich schlecht und der Seegang besonders hoch ist. Seismologen schließen daraus, dass das Brummen der Erde durch besonders tiefreichende Meereswellen erzeugt wird. Deren Druckvariationen bringen den Meeresboden zum Schwingen und diese Vibrationen breiten sich als Wellen durch die gesamte Erde aus.

Mit einem immer feiner werdenden Netzwerk aus hochempfindlichen Seismometern und über Satelliten-Beobachtungen der Meereswellen kann laut Kedar und Webb das vermeintlich störende Brummen wissenschafttlich genutzt werden. Mit dem Brummen – fachdeutsch: ozeanische Mikroseismik – wollen sie Stürme lokalisieren und bei ihrer Wanderung verfolgen. Selbst die Bedingungen für das Strömungsphänomen El Nino im Pazifik sollen sich über das aufgefangene Brummen analysieren lassen. Auch der Aufbau der Erdkruste könnte bis in eine Tiefe von 20 Kilometern über die Auswertung des Brummtons aufgeklärt werden.

So lohne sich nach Kedar und Webb weitere Forschung bezüglich dieses von Wellenbewegungen erzeugten Brummens. Obwohl viel schwächer als jedes Erdbeben oder kontrollierte Explosionen im Untergrund steht diese ozeanische Mikroseismik den Geophysikern permanent zur Verfügung. Die schwachen Wellenmuster, die ihre Sensoren liefern, müssten lediglich exakter analysiert und verstanden werden, um als hervorragende Datenquelle für das Verhalten von Erdkruste und Ozeanen dienen zu können.

Jan Oliver Löfken
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