Die ungewöhnliche Paarungsstrategie von Riesensepiamännchen ist nicht nur aufsehenerregend, sondern auch erfolgreich: Einige Männchen tarnen sich als Weibchen, um sich ihrer Auserwählten unbehelligt von deren Beschützer nähern zu können. Aus den meisten dieser erschlichenen Paarungen entsteht auch tatsächlich Nachwuchs, konnte ein internationales Forscherteam nun mithilfe von Vaterschaftstests nachweisen. Bislang waren zwar die Annäherungen beobachtet worden, ihr Erfolg war jedoch zweifelhaft. Über ihre Studie berichten die Wissenschaftler um Roger Hanlon vom Labor für Meeresbiologie in Woods Hole in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 433, 20. Januar, S. 212).
Zu klein geratene Riesensepiamännchen haben bei den Damen einen schweren Stand. Die Weibchen bevorzugen nämlich die wirklich männlichen, großen und starken Exemplare. Doch mit einem Trick kommen auch die mickrigeren Männchen zum Zug: Sie verstecken einfach ihre auffälligen weißen Vorderbeine, ein typisch männliches Merkmal, und ändern ihre Farbe und ihre Haltung ? kurz, sie tarnen sich als Weibchen. In dieser Verkleidung warten sie, bis der starke Beschützer ihrer Auserwählten abgelenkt ist, nähern sich dann dem Weibchen und begatten es. Manchmal geben sie ihre Tarnung dabei nicht einmal auf.
Diese ungewöhnliche Strategie zur Partnersuche hatten Forscher bereits vor etwa sechs Jahren entdeckt. Ob aus der erschlichenen Paarung jedoch wirklich Nachwuchs hervorgeht, war bislang unbekannt. Genau das konnten die Wissenschaftler um Hanlon jetzt nachweisen: Ein Vaterschaftstest zeigte, dass aus zwei von drei Paarungen eines getarnten Männchens tatsächlich befruchtete Eier hervorgingen.
Die Tintenfische können zwar hervorragend sehen, sind aber weniger gut im Wiedererkennen einzelner Individuen. Aus diesem Grund ist die Tarnung, die hauptsächlich auf der Veränderung des Hautmusters basiert, so erfolgreich, schreiben die Forscher. Einziger Nachteil dieser Strategie: Die vermeintlichen Weibchen werden von anderen Männchen umworben. Doch da die Tintenfische die Farbveränderung sehr schnell an- und ausschalten können, brauchen sie nicht ständig in ihrer Verkleidung herumzuschwimmen und sind den größten Teil der Zeit sicher vor unerwünschten Avancen.
ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel