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Ungesunde Untreue

Erde|Umwelt

Ungesunde Untreue
Hummelweibchen sollten sich lieber nicht mit mehreren Männchen gleichzeitig einlassen: Tragen sie nämlich Samenzellen verschiedener Drohnen in sich, haben sie eine deutlich geringere Lebenserwartung und sind weniger fit, als wenn sie sich nur mit einem Männchen abgeben. Das haben Boris Baer von der Universität in Kopenhagen und Paul Schmid-Hempel von der ETH Zürich entdeckt. Warum die Spermamischung so ungesund ist, können die Wissenschaftler jedoch noch nicht sagen. Sie stellen ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences vor (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2004.2958).

Evolutionsbiologen sind von Berufs wegen eigentlich eher Befürworter der Promiskuität, denn eine größere Auswahl an genetischen Varianten ist im Allgemeinen für das Überleben der Art von Vorteil. Auch Hummeln könnten prinzipiell durchaus von mehreren Erzeugern profitieren: Je unterschiedlicher nämlich das Erbgut innerhalb des Volkes ist, desto weniger anfällig ist es für den Befall mit Parasiten. Warum die meisten Hummelweibchen trotzdem darauf verzichten, sich mehrere Liebhaber zu nehmen, war daher bislang ein Rätsel für die Wissenschaftler.

Ein Grund sind offenbar die unangenehmen Nebenwirkungen von Samenmischungen, zeigen die Ergebnisse von Baer und Schmid-Hempel nun. Die Wissenschaftler hatten den betäubten Hummelweibchen in ihrer Studie nur isolierte Samenzellen verabreicht, weil das Ejakulat der Drohnen bekanntermaßen Chemikalien und Proteine enthält, die in den Stoffwechsel der Weibchen eingreifen. Einige Weibchen bekamen nur den Samen eines einzigen Männchens, während andere eine Spermamischung von zwei oder vier Drohnen erhielten. Dann versetzten die Forscher die Hummelköniginnen in einen künstlichen Winterschlaf und beobachteten anschließend, ob und wie lange sie überlebten und wie viele Nachkommen sie erzeugten.

Von den Hummeln, die die Samenmischungen bekommen hatten, überlebte ein deutlich geringerer Anteil den Winterschlaf, entdeckten die Forscher. Und auch die Überlebenden waren nicht wirklich fit: Sie hatten weniger Nachkommen und eine deutlich geringere Lebenserwartung als ihre Artgenossinnen, die nur das Sperma eines Männchens erhalten hatten. Möglicherweise gibt es eine Unverträglichkeit zwischen den verschiedenen Spermasorten, oder die Lagerung ist für die Königin aufwändiger, spekulieren die Forscher. Da sich Hummeln im Allgemeinen nur einmal paaren und die Samenzellen für den Rest ihres Lebens in ihrem Körper aufbewahren, könnte ein Lagerproblem tatsächlich gravierende Folgen haben.

ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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