Alkohol am Steuer beeinträchtigt nicht nur das Reaktions- und Urteilsvermögen des Fahrers, sondern auch dessen räumliche Wahrnehmungsfähigkeit. Unter Alkoholeinfluss ist die Steuerung der Augenbewegungen gestört, was das dreidimensionale Sehen während der Fahrt erschwert. Das haben amerikanische Psychologen in Experimenten mit Freiwilligen nachgewiesen. Ihre Ergebnisse stellen die Forscher im Fachmagazin Psychological Science vor (Ausg. 15, Nr. 12).
In ihren Experimenten testeten die Forscher um den Psychologen Mark Nawrot von der Universität von Norddakota in Fargo die visuellen Fähigkeiten der 15 jungen Probanden zunächst im nüchternen Zustand. Die Versuchspersonen hatten dabei unter anderem Tests zur Ermittlung der Augenbewegungen während einer Bewegung des Kopfes zu absolvieren. Dann bekamen die Probanden Wodka-Orangengetränke serviert, denen sie so lange zusprechen sollten, bis ihr Blutalkoholwert auf 1 Promille angestiegen war.
Bei der anschließenden Wiederholung der Tests stellten die Forscher starke Defizite besonders bei der Fähigkeit fest, während einer Kopfbewegung die Augen richtig zu steuern. Da diese Fähigkeit für das räumliche Sehen und das Schätzen von Entfernungen wichtig ist, könnten sich diese Defizite gerade beim Autofahren fatal auswirken, erklären Nawrot und seine Kollegen.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass sich unter Alkoholeinfluss die Geschwindigkeit der Augenbewegungen generell verlangsamt. Wie sich dies auf das räumliche Sehen auswirkt, haben die Forscher in ihrer Studie nun näher untersucht. Die Ergebnisse könnten erklären, warum betrunkene Fahrer häufig Schwierigkeiten haben, beispielsweise den Abstand eines Baumes oder eines anderen Fahrzeugs abzuschätzen.
ddp/bdw ? Ulrich Dewald