Kirschen könnten Diabetikern helfen, ihren Blutzuckerspiegel zu senken: Die in den Früchten enthaltenen dunklen Farbstoffe regten in Laborversuchen kultivierte Bauchspeicheldrüsenzellen dazu an, mehr Insulin zu produzieren. Das haben amerikanische Forscher entdeckt. Über die Studie berichtet das Team um Muralee Nair von der Staatsuniversität von Michigan in East Lansing in der Fachzeitschrift Journal of Agricultural and Food Chemistry (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1021/jf049018+).
Die Farbstoffe aus der Gruppe der
Anthocyanine kommen auch in dunklen Trauben, Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren und anderen dunklen Früchten vor. Bereits in früheren Studien fanden Wissenschaftler Hinweise darauf, dass sie wegen ihrer antioxidativen Eigenschaften vorbeugend gegen Herzinfarkte und Krebs wirken können. Um zu überprüfen, ob die Farbstoffe auch einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben, ließen Nair und seine Kollegen Bauchspeicheldrüsenzellen in Anwesenheit von verschiedenen aus Sauerkirschen isolierten Anthocyaninen wachsen.
In Gegenwart der Farbstoffe produzierten die Zellen bis zu 50 Prozent mehr Insulin als ohne den Zusatz, zeigte die Auswertung. Auf welche Weise die Pflanzenstoffe diesen Effekt hervorrufen, können die Forscher allerdings noch nicht sagen. Bislang ist auch noch unsicher, ob diese Laborergebnisse auf den Menschen übertragen werden können. Nair und seine Kollegen halten es jedoch für wahrscheinlich, dass der Verzehr von Kirschen oder anderen anthocyaninhaltigen Früchten einen deutlichen Einfluss auf den Insulinspiegel hat. Die Verbindungen seien sowohl für die Vorbeugung von Diabetes vom Typ 2 als auch für die Behandlung vielversprechend, schreiben sie.
Die Wissenschaftler haben bereits ein Verfahren entwickelt, mit dem sie den Zucker aus Fruchtextrakten entfernen können. Auf diese Weise stehe Diabetikern in Zukunft ein zuckerfreier Saft zur Verfügung, der die gesunden Anthocyanine in konzentrierter Form enthalte, so Nair. Bis solche Extrakte kommerziell erhältlich seien, müsste der Erfolg einer solchen Behandlung jedoch in größeren Studien gezeigt werden.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel