Die von allen Mütter gesprochene Babysprache entstand mit dem aufrechten Gang des Menschen vor 1,6 Millionen Jahren. Das behauptet die amerikanische Anthropologin Dean Falk. Als die Vorfahren des modernen Menschen ihre Körperbehaarung verloren und begannen, aufrecht zu gehen, konnten sich Babys nicht mehr am Fell ihrer Mutter festhalten. Deshalb mussten die Mütter ihre Kinder bei der Futtersuche immer wieder absetzen. Währenddessen beruhigten sie sie mit einer Lautsprache. Ihre These stellt Dean Falk von der Staatsuniversität in Florida in Tallahassee im Fachmagazin Behavioural and Brain Sciences vor.
Schimpansen- und Menschenmütter verhalten sich in vielen Situationen ihren Babys gegenüber sehr ähnlich, vor allem in Gebärden und dem Gesichtsausdruck. Jedoch sprechen nur Menschen beruhigend mit ihrem Nachwuchs. Laut Falk entwickelte sich diese Babysprache, da die Mütter ihre Babys immer wieder absetzen mussten, um beide Hände für andere Tätigkeiten frei zu haben. Dabei redeten sie in beruhigenden Tönen auf sie ein.
Die Mütter, die ihre Kinder dabei am besten ruhig halten konnten, hatten die größeren Überlebenschancen, erklärt die Forscherin. Wenn die Kinder bei der Futtersuche zu lange weinten, machten sie Raubtiere auf sich aufmerksam. Da die Babysprache wichtig fürs Überleben war, konnte sich der beruhigende Singsang mit sich wiederholenden hohen Tönen und langgezogenen Vokalen wohl langsam zu einer richtigen Sprache weiterentwickeln.
Diese Art und Weise, wie Mütter mit ihren Kindern reden, ist auch heute noch wichtig, damit Kinder Sprechen lernen. Falls sich Sprachfähigkeit des Menschen wirklich mit dem aufrechten Gang entwickelte, gibt es die Babysprache schon sein 1,6 Millionen Jahren, so Falk. Bislang waren Forscher davon ausgegangen, dass Menschen erst seit rund 100.000 Jahren sprechen.
ddp/bdw ? Eva Hörschgen