Bekam eine Gruppe der Ammern die einzelnen Abschnitte in umgekehrter Reihenfolge von E bis A mit kleinen Pausen nacheinander vorgespielt, konnten keiner der Vögel die Einzelabschnitte richtig zu dem vollständigen ABCDE-Lied zusammenfügen. Hörte eine andere Gruppe der Vögel allerdings immer zwei sich überschneidende Abschnitte (DE, CD, BC, AB), konnte sie sich die richtige Reihenfolge herleiten, obwohl die Abfolge umgekehrt war. Diese Vögel lernten problemlos das vollständige Lied.
Ammern lernen den gesamten für sie typischen Gesang daher wohl nicht über das Kurzzeitgedächtnis, sondern merken sich nur, welche Abschnitte aufeinander folgen, schreiben die Forscher. Diese Liedvorlage wird im Gehirn als Langzeiterinnerung gespeichert und ermöglicht den Vögeln so, sehr viel später das zuvor bei Artgenossen gehörte Lied in der richtigen Abfolge wiederzugeben.
Das Erlernen des Gesangs ist bei Ammern nicht ausschließlich genetisch bestimmt, da es regionale Unterschiede bei der Zusammensetzung der Liedabschnitte gibt, erklärt Rose. Da der Spracherwerb bei Menschen nach ähnlichen Regeln funktioniert, könnte das Verständnis über das Erlernen des Gesangs bei Vögeln neue Erkenntnisse über die Sprachentwicklung bringen, so die Forscher.