Die wirtschaftliche Situation eines Mannes bestimmt, wie seine persönliche Traumfrau aussieht: Fühlt er sich arm oder hungrig, findet er kräftigere Frauen attraktiv. Geht es ihm finanziell gut, bevorzugt er dagegen zarte und schlanke Frauen. Diese individuellen Vorlieben der Männer sind nach Ansicht amerikanischer Psychologen die Grundlage dafür, dass in Kulturen mit einem hohen wirtschaftlichen Standard schlanke Frauen als Idealbild gelten, während bei ärmeren Völkern dickere Frauen bevorzugt werden. Leif Nelson von der Stanford-Universität und Evan Morrison von der Universität von New York stellen ihre Studie in der Fachzeitschrift Psychological Science vor (Bd. 16, Nr. 2).
Nelson und Morrison führten mit insgesamt 1170 Studenten beiderlei Geschlechts verschiedene Tests durch. Im ersten Teil untersuchten die Forscher, wie die persönliche finanzielle Situation die Vorlieben der Probanden beeinflusste. Dazu weckten sie bei den Testteilnehmern das Gefühl, im Vergleich zu anderen entweder über viel Geld zu verfügen oder aber im Verhältnis finanziell sehr schlecht dazustehen. Anschließend überprüften die Psychologen mithilfe eines Fragebogens, welches Körpergewicht die Befragten bei einem Partner als ideal empfanden.
Während die eigene finanzielle Situation bei Frauen überhaupt keinen Einfluss auf das Wunschgewicht des Partners hatte, zeigte sich bei den männlichen Probanden ein deutlicher Trend: Die Testteilnehmer, die sich eher arm fühlten, gaben als Idealgewicht für ihre Partnerin höhere Werte an als die Probanden, die sich für sehr zahlungskräftig hielten. Den gleichen Effekt fanden die Forscher auch in der zweiten Testrunde, in der sie den Einfluss von Hunger auf das Partnerideal untersuchten. Dazu befragten sie Studenten vor und nach ihrer Hauptmahlzeit am Tag dazu, wie hungrig sie sich fühlten und wie sie sich ihre Partner vorstellten. Auch hierbei bevorzugten die hungrigen Probanden schwerere Traumfrauen als die gesättigten.
Demnach können selbst kurzfristige emotionale Veränderungen die individuellen Vorlieben beeinflussen, schreiben die Forscher. Wenn jedoch die Verfügbarkeit von Ressourcen in einer Gesellschaft insgesamt eingeschränkt sei, bildeten sich aus diesen eigentlich flexiblen persönlichen Vorstellungen dann gesellschaftliche Normen. Diese wiederum beeinflussten in einer Art Rückkopplung das Idealbild der Frau in der jeweiligen Gesellschaft.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel