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Lebensqualität messen

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Lebensqualität messen
Ökonomen und Psychologen haben gemeinsam eine neue effektive Befragungsmethode zur Lebensqualität entwickelt. Mit einer einzigen Befragung pro Tag bewertet die Methode, mit was Menschen ihre Zeit verbringen und wie sie sich dabei fühlen. Erste Ergebnisse der Befragung: Berufstätige Frauen entspannen sich am liebsten mit Freunden, schreiben Daniel Kahnemann von der Princeton Universität und seine Kollegen im Fachmagazin Science (Bd. 306, S. 1776).

Lebensqualität lässt sich schwer messen, denn viele Faktoren bestimmen das menschliche Wohlsein. Bisher wurden die Probanden oft zufällig über den Tag verteilt befragt, was sie gerade tun und wie es ihnen in diesem Moment geht. Doch die Probanden müssen, um diese Fragen zu beantworten, ihre jeweilige Tätigkeit unterbrechen ? für viele eine unangenehme zusätzliche Belastung. Bei der neuen Methode werden die Befragten angehalten, sich abends den vergangenen Tag in Form von Szenen ins Gedächtnis zu rufen und aufzuschreiben. Außerdem sollen sie einige Fragen zu den einzelnen Szenen zu beantworten, zum Beispiel, wo sie waren, was sie taten, mit wem und wie sie sich währenddessen fühlten.

Die Forscher testeten 909 berufstätige texanische Frauen sowohl mit der neuen Methode als auch mit der herkömmlichen Messvariante. Mit beiden Methoden kamen die Wissenschaftler zu dem selben Ergebnis. So wiesen die Frauen beispielsweise das gleiche Muster an Müdigkeit auf: Ihre Müdigkeit nahm über den Morgen hinweg ab, stieg nach dem Mittag wieder an und erreichte die Spitze am Ende des Arbeitstages. Diese Übereinstimmung werten die Wissenschaftler als ein Zeichen dafür, dass die neue tagesrekonstruierende Methode qualitativ ebenso gut einzustufen sei wie die alte. Zudem sei sie kostengünstiger und effektiver.

Die Forscher erstellten anhand der Bewertung verschiedener Aktivitäten der Probandinnen eine „Genuss-Skala“ als Indikator für die Lebensqualität. Die meisten Frauen fühlten sich demnach besonders wohl, wenn sie sich mit Freunden entspannten. Ebenfalls als angenehm empfunden wurden Mittagessen mit Arbeitskollegen, Einkaufen und Kochen. Am unangenehmsten war den Probandinnen, Zeit mit Vorgesetzten zu verbringen und alleine unterwegs zu sein.

Diese Skala nutzten die Wissenschaftler im Folgenden, um die Einflüsse verschiedener Lebensumstände auf die Lebensqualität zu untersuchen. So hatte beispielsweise die Schlafqualität und Stress bei der Arbeit einen großen Einfluss. Das Einkommen oder die Religion beeinflussten die empfundene Lebensfreude dagegen wenig.

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Über eine Methode zu verfügen, die misst wie verschiedene Kategorien von Menschen ihre Zeit verbringen und wie sie ihre Aktivitäten empfinden, kann ein nützlicher Indikator für Lebensqualität in einer Gesellschaft sein, betonen die Forscher. Sie sehen in ihrer neuen Methode ein gutes Werkzeug auch für Mediziner, Epidemiologen und Ökonomen.

ddp/bdw ? Anke Biester
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