Amerikanische Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, mit der sie das Alter von Blutflecken an einem Tatort bestimmen können. Das Verfahren basiert auf der Entdeckung, dass sich einige Moleküle in getrocknetem Blut schneller zersetzen als andere. Ihr Verhältnis zueinander kann daher Auskunft darüber geben, wann ein Blutspritzer entstanden ist. Über die Arbeit von Clifton Bishop und seinen Kollegen von der West-Virginia-Universität in Morgantown berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist (Ausg. vom 27. November, S. 12).
An einem Tatort entdeckte Blutspuren, Haare oder Körperflüssigkeiten können mithilfe der darin enthaltenen Erbsubstanz DNA mit hoher Sicherheit einer bestimmten Person zugeordnet werden. Solche Spuren beweisen, dass sich diese Person am Tatort aufgehalten hat. Bislang konnten
Forensiker daraus jedoch nicht erkennen, wann das gewesen ist. Diese Unsicherheit kann vor Gericht zum Problem werden. So wird sie beispielsweise von Verteidigern häufig angeführt, um die Angeklagten zu entlasten ? schließlich könnten sich diese ja auch schon Wochen vor der Tat am Tatort aufgehalten haben.
Bishop und seine Kollegen könnten nun eine Lösung gefunden haben. Sie haben einen Test entwickelt, mit dem die Menge zweier verschiedener RNA-Formen in winzigen Proben von getrocknetem Blut nachgewiesen werden kann. Die Wissenschaftler nutzen dabei aus, dass sich die so genannte Messenger-RNA, die für die Weiterleitung der genetischen Information in der Zelle zuständig ist, viel schneller zersetzt als die so genannte ribosomale RNA. Dieses Biomolekül ist ein Bestandteil der Zellfabriken, in denen Proteine hergestellt werden.
Der Test funktioniert bei Spuren, die bis zu 150 Tage alt sind, berichtet der „New Scientist“. Bevor die Methode jedoch offiziell anerkannt werden kann, seien weitere Untersuchungen notwendig. So ist bislang beispielsweise nicht bekannt, welchen Einfluss Feuchtigkeit oder Temperaturveränderungen auf die Zuverlässigkeit haben.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel