Um Verwandtschaftsbeziehungen zwischen ausgestorbenen Säugetier-Arten zu erforschen, verlassen sich Paläontologen häufig auf versteinerte Zähne ? schließlich sind sie nicht selten das einzige, was von einem Tier übrig bleibt. Ob sich Entwicklungsschritte anhand von Zähnen besonders gut nachvollziehen lassen, ist aber fraglich, berichten Aapo Kangas und seine Kollegen von der Universität von Helsinki in der Zeitschrift Nature (Bd. 432, S. 211).
Die finnischen Forscher fanden heraus, dass mehrere Kennzeichen, wie zum Beispiel die Zahl, Form und Position der Höcker auf den Zähnen, die Form der Furchen und sogar die Zahl der Zähne lediglich vom Niveau eines einzigen Signalproteins namens Ectodysplasin abhängt. Das entdeckten sie, als sie drei unterschiedliche Linien von Mäusen untersuchten: normale Mäuse, natürliche Mutanten, denen Ectodysplasin fehlt und eine dritte transgene Linie, bei denen mehr von dem Protein als gewöhnlich in den Zellen vorhanden ist.
Die Zähne der Mäuse ohne Ectodysplasin waren kleiner als gewöhnlich und ihnen fehlten außerdem die Höcker. Den transgenen Mäusen mit dem Ectodysplasin-Überschuss wuchs zum Teil sogar ein zusätzlicher Backenzahn, außerdem war das Relief auf der Zahnoberfläche ausgeprägter als bei normalen Mäusen. Die Forscher schließen daraus, dass sich einzelne Zahnkennzeichen im Laufe der Evolution nicht unbedingt unabhängig voneinander entwickeln können. Bei Walen und Robben, die ähnlich einfache Zähne haben wie der Maus-Mutant, war womöglich keine lange Entwicklung für diese Veränderung nötig, sondern nur eine einzige Mutation.
Ute Kehse