Der Mensch verursacht zehnmal mehr Bodenerosion als alle natürlichen Prozesse zusammen. Das hat der amerikanischen Geologe Bruce Wilkinson von der Universität von Michigan berechnet. Seit Beginn des 1. Jahrtausends seien menschliche Aktivitäten die Hauptursache für die Erosion von Böden, erklärt Wilkinson. Der Mensch stört das natürliche Gleichgewicht zwischen Bodenerosion und -aufbau und bewirkt, dass Boden bei weitem schneller abgetragen wird als die Natur ihn neu bildet. Wilkinson präsentiert seine Daten am 8. November auf dem Treffen der Amerikanischen Geologischen Gesellschaft in Denver.
Wilkinson nutzte bekannte Daten über die Verteilung und Häufigkeit von sedimentärem Gestein und berechnete damit den natürlichen Beitrag zur
Erosion. Dabei kommt er auf rund 18 Meter Bodenabtragung in einer Million Jahren. In landwirtschaftlich genutzten Gegenden der Vereinigten Staaten steigt der Wert auf über 450 Meter Erosion in der gleichen Zeit. In anderen Teilen der Welt liege er sogar noch höher, meint der Forscher.
Wird berücksichtigt, dass natürliche Einflüsse auf wesentlich größere Flächen wirken als menschliche Aktivitäten, ergibt sich, dass der Mensch rund zehnmal mehr Sediment abträgt als die Natur. „Die Situation ist besonders kritisch, weil die Bevölkerung der Erde rasch wächst und weil nahezu alles kulturfähige Land auch für den Ackerbau genutzt wird“, so Wilkinson.
Bodenerosion ist der Abtrag von festen Bodenbestandteilen etwa durch Wind und Wasser. In extremen Fällen können im Jahr bis zu fünf Millimeter Boden verlorengehen. Um diese Menge nachzubilden, braucht die Natur ? je nach Ausgangsmaterial und Klima ? 250 bis 500 Jahre.
ddp/bdw ? Barbara Witthuhn