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Wenn Fische im Trüben fischen…

Erde|Umwelt

Wenn Fische im Trüben fischen…
Zu viele Algen im Wasser verändern die Vorlieben von Fischweibchen bei der Partnerwahl: Während die Weibchen der Sandgrundeln (Pomatoschistus minutus) im klaren Wasser eindeutig große, stark gefärbte Männchen bevorzugen, sind sie in trübem Wasser nicht so wählerisch und lassen auch kleinere Männchen zum Zuge kommen. Das berichten die Biologen Marja Järvenpää und Kai Lindström von der Universität Helsinki in der Fachzeitschrift Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2004.2870).

Das Algenwachstum und die damit verbundene Wassertrübung nimmt in Küstengebieten immer weiter zu. Dadurch fällt nicht nur der Sauerstoffgehalt des Wassers ab, sondern es verändern sich auch die Sichtverhältnisse in diesen Gebieten: Die Lichtintensität nimmt ab, während sich durch die Filterwirkung der Algen gleichzeitig das Lichtspektrum verändert. Das kann dramatische Konsequenzen für die dort lebenden Fische haben. So können beispielsweise Buntbarschweibchen rotgefärbte Männchen ihrer eigenen Art nicht mehr von blaugefärbten einer verwandten Spezies unterscheiden und paaren sich mit beiden.

Auch Sandgrundeln verändern in trübem Wasser ihr Paarungsverhalten, haben Järvenpää und Lindström jetzt entdeckt. Die Biologen ließen verschieden große Männchen in Aquarien mit klarem und solchen mit trübem Wasser Nester bauen und setzten anschließend paarungsbereite Weibchen in die Tanks. Sie beobachteten, mit welchen Männchen sich die Weibchen zuerst paarten und zählten anschließend, wie viele Eier diese in welchem Nest abgelegt hatten. Bei guter Sicht im klaren Wasser bevorzugten die Weibchen genau wie in freier Wildbahn eindeutig große Männchen mit deutlich sichtbarer blauer Färbung, fanden die Wissenschaftler heraus. Im trüben Wasser war diese Vorliebe jedoch deutlich weniger ausgeprägt: Hier hatten kleinere Männchen fast genauso viel Erfolg wie die großen.

Diese Veränderung im Paarungsverhalten könnte den Sandgrundelbestand wesentlich beeinflussen, schreiben Järvenpää und Lindström. Die Trübung könnte dabei als neuer Selektionsfaktor wirken, der auf Dauer dazu führt, dass beispielsweise die Größenunterschiede zwischen Weibchen und Männchen verschwinden. Auch könnte die veränderte Umgebung dazu führen, dass sich einzelne Populationen so entwickeln, dass neue Arten entstehen.

ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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