Fischmännchen können ihre Spermaproduktion daran anpassen, wie viel ihnen eine Paarung einbringt: Können aus einer Begattung eigene Nachkommen entstehen, bilden sie mehr Samen. Sind eigene Nachkommen mit der Paarungspartnerin dagegen nicht zu erwarten, produzieren die Männchen weniger Sperma. Das haben die Biologinnen Andrea Aspbury und Caitlin Gabor von der Staats-Universität von Texas in San Marcos bei einer Studie an Kärpflingen herausgefunden. Sie stellen ihre Untersuchung in der Fachzeitschrift PNAS vor (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0405653101).
Die mit den Guppis verwandten Kärpflinge haben ein extrem kompliziertes Liebesleben. So begatten männliche Breitflossenkärpflinge (Poecilia latipinna) nicht nur Weibchen ihrer eigenen Art, sondern auch
Amazonenkärpflingsweibchen (Poecilia formosa). Diese sind jedoch eigentlich gar nicht an den Genen des Paarungspartners interessiert: Sie pflanzen sich ungeschlechtlich fort und benötigen das Sperma lediglich, um die Entwicklung ihrer Embryonen in Gang zu setzen.
Für Evolutionsbiologen ist es ein Rätsel, warum sich die Männchen überhaupt die Mühe machen, die Amazonenkärpflingsweibchen zu begatten. Ihr Argument: Wenn kein eigener Nachwuchs entsteht, bringt eine Paarung auch keinen evolutionären Vorteil. Das wissen offenbar auch die Breitflossenkärpflinge, denn sie investieren in die fremden Weibchen deutlich weniger Energie als in die eigenen, fanden die Forscherinnen jetzt heraus. Konnten die Männchen von ihrem Aquarium aus nämlich ein Amazonenweibchen sehen, produzierten sie weniger Sperma, als wenn sie ein Weibchen ihrer eigenen Art im Blickfeld hatten.
Auf diese Weise geht die evolutionäre Rechnung für die Männchen wieder auf, schreiben die Biologinnen. Denn das Fremdgehen macht die Männchen bei den eigenen Weibchen äußerst begehrenswert: Diese sind viel häufiger bereit, sich von einem fremdgegangenen Männchen begatten zu lassen als von einem anderen.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel