Im Gegensatz zu Sirup kann man jedoch leeren Raum nicht sehen. Wie will man also feststellen, ob der Raum verdrillt wird? Die Antwort ist so einfach wie logisch: durch Objekte wie beispielsweise Satelliten, die sich in diesem Raum bewegen. Da wegen der vergleichsweise kleinen Masse der Erde der von ihr erzeugte Lense-Thirring-Effekt winzig ist, muss die Bahn der Satelliten entsprechend exakt vermessen werden.
Aber das alleine reicht nicht. Es müssen zusätzlich auch alle anderen Abweichungen der Satellitenbahnen von den Idealwerten bekannt sein. Zum Größenvergleich: Der Lense-Thirring-Effekt verursacht bei den von Pavlis und Ciufolina untersuchten Satelliten Lageos 1 und Lageos 2 eine Wanderung der Knoten ? das sind die Punkte, in denen die Satellitenbahn die Äquatorebene durchstößt ? von 1,9 Metern pro Jahr. Dagegen verursacht die Abweichung der Erde von der idealen Kugelform bei den Satelliten eine Knotenwanderung von mehreren Tausend Kilometern pro Jahr.
Zur Bestimmung dieser Abweichungen konnten die beiden Forscher auf ein vom GeoForschungsZentrum Potsdam bereitgestelltes präzises Gravitationsmodell der Erde zurückgreifen. Die Potsdamer Forscher konstruieren dieses exakte Modell aus Messdaten des Satelliten Grace, eines Gemeinschaftsprojekts der Nasa mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Ergebnis weicht der von Pavlis und Ciufolina erhaltene Wert der Knotenwanderung um nur ein Prozent vom theoretisch vorhergesagten Wert ab.