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Bei Blinden spricht das Sehzentrum

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Bei Blinden spricht das Sehzentrum
Auch bei blinden Menschen ist das Sehzentrum im Gehirn nicht arbeitslos: Die normalerweise zur Verarbeitung visueller Reize zuständigen Hirnareale übernehmen essenzielle Aufgaben beim Sprechen. Künstliche Störungen der betreffenden Region im hinteren Teil des Gehirns führen bei blinden Menschen zu logischen Fehlern bei der Wortbildung. Das ergaben Untersuchungen von Amir Amedi und seinen Kollegen vom National Institute of Health in Bethesda. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Fachmagazin Nature Neuroscience (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nn1328).

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die so genannte primäre Sehrinde, die bei sehenden Menschen visuelle Reize verarbeitet, bei Langzeitblinden während des Sprechens aktiv ist. Bislang konnte jedoch nicht geklärt werden, ob die Sehrinde dabei nur eine unterstützende Funktion hat oder aber eine unverzichtbare Rolle übernimmt. Um diese Frage zu klären, spielten Amedi und seine Kollegen neun blinden und neun sehenden Freiwilligen über einen Lautsprecher jeweils ein Hauptwort wie beispielsweise „Apfel“ vor. Die Aufgabe der Probanden war es, ein dazu passendes Verb zu bilden, also beispielsweise „essen“. Während des Tests störten die Forscher mithilfe der so genannten transkraniellen Magnetstimulation die Funktion der primären Sehrinde.

Die Gruppe der Sehenden konnte die gestellten Aufgaben weiterhin ohne erkennbare Beeinflussung lösen, entdeckten die Forscher. Bei den Blinden kam es dagegen gehäuft zu Fehlern. Dabei war die Zahl so genannter semantischer Fehler am größten, bei denen die logische Zuordnung der Worte gestört ist. Die Probanden sagten also auf „Apfel“ beispielsweise „springen“.

Langzeitblinde sind demnach im Gegensatz zu Sehenden auf die primäre Sehrinde angewiesen, um die Bedeutung von Wörtern verstehen zu können, schließen die Wissenschaftler. Fehler der blinden Probanden wegen einer Beeinflussung ihres Hörsystems durch die Magnetstimulation schließen die Forscher dabei aufgrund des Versuchsaufbaus aus. Sie wollen nun ähnliche Untersuchungen auch an erst kürzlich erblindeten Probanden durchführen um zu klären, ob die Umschaltung der primären Sehrinde erst nach Jahren oder bereits nach kurzer Zeit erfolgt.

ddp/bdw ? Dirk Gilson
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