In den auf den ersten Blick extrem lebensfeindlichen Eiswüsten der Polarregionen gibt es überraschend viel Leben. Ein britisch-amerikanisches Forscherteam hat unter Felsen in Arktis und Antarktis große Kolonien photosynthetisch aktiver Mikroorganismen gefunden. Über ihre Entdeckung berichten Charles Cockell von der British Antarctic Survey in Cambridge und M. Dale Stokes vom Scripps-Institut für Ozeanographie in La Jolla in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 431, S. 414).
Unter Steinen lebende Bakterien, die wie Pflanzen aus Licht Energie gewinnen, kommen zum Beispiel in der Wüste vor. Für gewöhnlich gedeihen solche so genannten hypolithischen Lebensgemeinschaften jedoch unter durchsichtigen Felsbrocken wie etwa Quarz, um genügend Sonnenlicht für die Photosynthese zu bekommen. Die von den Polarforschern entdeckten Cyanobakterien leben dagegen unter undurchsichtigem Gestein. Das Geröll schützt die Mikroorganismen vor der extremen UV-Strahlung und den heftigen Winden in den Polarregionen. Die Steine bewegen sich durch beständiges Frieren und Tauen, so dass Licht durch die so entstehenden Spalten und Risse bis zu den Cyanobakterien durchdringen kann.
Die Entdeckung liefert neue Erkenntnisse, unter welchen Extrembedingungen Leben noch möglich ist, und erlaubt Rückschlüsse auf mögliche Lebensformen auf anderen Planeten. „Das zeigt uns, dass Orte, die wir für extrem halten ? wie zum Beispiel der Mars ? durchaus Leben beherbergen können“, sagen die Forscher. „Die Pole sind nicht die öde Wildnis, für die wir sie bislang gehalten haben.“
ddp/bdw ? Cornelia Dick-Pfaff
Teilen: