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Die hinterhältige Strategie der Streptokokken

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Die hinterhältige Strategie der Streptokokken
Um in den menschlichen Körper eindringen zu können, schlagen Bakterien vom Typ Streptokokkus A das Immunsystem mit seinen eigenen Waffen: Sie aktivieren einfach das körpereigene Protein Plasminogen und lösen damit die Barrieren auf, die ihnen den Zutritt zum Blutkreislauf verwehren sollen. Das hat ein amerikanisch-schwedisches Forscherteam bei Versuchen an genetisch veränderten Mäusen entdeckt. Diese speziell angepasste Strategie der Bakterien ist auch der Grund, warum Streptokokken fast ausschließlich den Menschen infizieren, berichten die Forscher um David Ginsburg von der Universität von Michigan in Ann Arbour in der Fachzeitschrift Science (Bd. 305, S. 1283).

Streptokokken vom Typ A verursachen eine Vielzahl von Entzündungen, darunter relativ harmlose Infektionen wie Hals-, Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen, aber auch schwerere Infekte wie rheumatisches Fieber oder Scharlach. Als wichtiger Faktor beim Eindringen und der Ausbreitung der Bakterien gilt das Protein Plasminogen, das normalerweise dafür sorgt, dass sich im Körper gebildete Blutgerinnsel wieder auflösen. Welche Rolle Plasminogen bei einer Streptokokkeninfektion jedoch genau spielt, war bislang nicht bekannt ? vor allem deswegen, weil die Bakterien praktisch ausschließlich den Menschen befallen und daher die Untersuchung des Infektionsmechanismus im Tiermodell außerordentlich schwierig ist.

Aus diesem Grund verwendeten Ginsburg und seine Kollegen für ihre Studie genetisch veränderte Mäuse, deren Körper statt des Mäuse-Plasminogens die menschliche Variante produzierte. Diese Veränderung machte die Mäuse tatsächlich anfällig für Streptokokken-Infektionen. In weiteren Untersuchungen entdeckten die Wissenschaftler auch den Grund dafür: Bei nicht-veränderten Mäusen bildete sich an den Stellen, an denen die Bakterien durch die Blutgefäßwände gelangten, ein kleiner Pfropfen geronnenes Blut. Dieser Pfropfen dient dazu, die Erreger an einer Stelle festzusetzen und so ihre Ausbreitung zu verhindern. Bei den Mäusen mit dem menschlichen Plasminogen fehlte dieser Pfropfen jedoch, da die Bakterien das Plasminogen aktivieren und so das Gerinnsel auflösen konnten. So können sie in den Blutkreislauf eindringen und sich ausbreiten.

Dieses Eindringen ist der Schlüsselvorgang bei der Infektion, schreiben die Forscher: Wurden die Erreger nämlich direkt in die Blutbahn gespritzt, erkrankten auch die nicht-veränderten Mäuse. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich nicht nur Streptokokken, sondern auch andere Erreger der gleichen Strategie bedienen, um sich im Körper ausbreiten zu können. Potenzielle Kandidaten dafür wären beispielsweise Staphylokokken oder die Pesterreger Yersinia pestis.

ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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