Bei Braunbären scheint der Tourismus jedoch genau die gegenteilige Wirkung zu haben. Nevin und Gilbert beobachteten, dass männliche Bären die Touristen mieden und nur in den frühen Morgenstunden ihre Futterplätze aufsuchten. Die Weibchen und die Jungen dagegen schienen den Lärm der Touristen nicht als störend zu empfinden: Sie fraßen in Ruhe weiter, auch wenn die Besucher ganz in der Nähe waren. Offensichtlich waren die Geräusche für die Bärinnen eine Art Signal, das ihnen anzeigte, dass keine gefährlichen Männchen an den Futterstellen zu erwarten waren.
Dieses Verhalten hatte sich bei den Weibchen sogar so tief eingeprägt, dass sie auch dann erst bei Ankunft der Touristen zum Fressen kamen, wenn die Männchen die Gegend bereits verlassen hatten. Dieser unerwartete Zusammenhang sorge für eine höhere Überlebensrate bei den Jungtieren und helfe damit auch, den Bärenbestand zu vergrößern, kommentiert Studienleiter Nevin. Ein kontrollierter Tourismus könne daher in Naturschutzgebieten ein Schlüsselfaktor dabei sein, die Bären vor dem Aussterben zu schützen.
Die Forscher veröffentlichen ihre Ergebnisse in einer kommenden Ausgabe des Fachmagazins “Biological Conservation” (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.biocon.2004.06.011).