Ein neuartiges von Heidelberger Forschern entwickeltes Mikroskop erlaubt tiefe Einblicke in lebende Organismen. Es ermöglicht das scheibchenweise Durchleuchten des lebenden Beobachtungsobjekts und liefert damit deutlich schärfere Bilder als bisherige Systeme. So kann beispielsweise die Entwicklung von Fliegenembryonen genauer als je zuvor beobachtet werden. Die Forscher um Ernst H. K. Stelzer und Joachim Wittbrodt vom European Molecular Biology Laboratory ( EMBL) in Heidelberg berichten über ihre Entwicklung in der Fachzeitschrift Science (Bd. 305. S. 1007).
Bei dem „Selective Plane Illumination Microscopy“ (SPIM) genannten Verfahren wird ein Objektträger, der ein bis zu 3 Millimeter großes Lebwesen enthalten kann, systematisch von einem sehr flachen Lichtstrahl durchleuchtet. Dabei kann in nur wenigen Minuten eine Abfolge von Bildern aufgenommen werden, die eine ungefähr fünfmal bessere Auflösung als bisherige Aufnahmen bietet. Der Grund: Der flache Lichtstrahl verursacht kaum Streulicht, das die Aufnahmen unscharf macht.
Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist der geringe Schaden, der durch die Lichteinwirkung am Beobachtungsobjekt selbst verursacht wird. So werden die Beobachtungen an empfindlichen Tieren oder Zellen weit weniger verfälscht. Nach einer ersten Bilderserie kann das Objekt dann in einer anderen Ebene durchleuchtet werden. Die neue Methode könne Aufnahmen sich entwickelnder Lebewesen und Zellkulturen liefern, wie sie bislang unmöglich waren, so die Forscher. Als Beispiel nennen die Wissenschaftler Bilderserien von Fruchtfliegenembryonen, deren Entwicklung sie in detaillierten Aufnahmen festhalten konnten. Das Mikroskop soll zudem nur ein Drittel so viel kosten wie herkömmliche Geräte.
ddp/bdw ? Benjamin Eckenfels